von Elisabeth Pein
Als kleines Mädchen bewegte ich mich gerne und oft zur Musik, in Badeschuhen, in die ich Watte stopfte und die damit zu meinen Spitzenschuhen wurden, und in Ermangelung eines Tutus, trug ich ein altes Perlonunterkleid.
Es war mein Traum Ballerina zu werden. Es gab aber auch den Traum von der Pianistin. Ich konnte schon bald jede Melodie, die ich hörte, am Klavier nachspielen. Ich liebte das heimelige Gefühl, wenn ich mit meiner Mutter, im Winter, wenn der Ofen rot glühte, Ohr an Ohr sang.
Eines Tages brachte mich meine Mutter zu einer Aufnahmeprüfung des Konservatoriums in den Außenbezirken. Die Prüfung war für mich kein Problem, ich spielte nach dem Gehör einen Schlager, den ich aus dem Radio kannte. Dann sollte ich einen Rhythmus klatschen und nach dem Gehör singen. Alles gelang vorzüglich, meine Mutter wurde geholt und man fragte sie, ob ich noch Geschwister hätte, sie solle sie alle zur Prüfung bringen, da ich musikalisch so begabt sei.
Ich war selig, nun durfte ich bald mit dem Klavierunterricht beginnen. Dann kam der Abend und mein Vater kam aus der Arbeit. Der Tisch wurde gedeckt und wir setzten uns alle zum Abendessen. Ich war voller Freude und aufgeregt, was würde mein Vater zu meiner musikalischen Aufnahmeprüfung sagen? Meine Mutter begann mit ihrer Erzählung aber bevor sie noch ausgesprochen hatte, wurde mein Vater wütend und steigerte sich in einen cholerischen Anfall. Ich konnte dem, was da abging, aus Angst nicht mehr folgen aber ich lernte vernünftig zu sein und glaubte lange, dass die Musik nur etwas für verträumte Spinner sei. Lange brauchte ich bis ich mir selbst gestattete meine künstlerischen Anlagen zu verwirklichen aber heute lebe ich meine Begabungen und durch meine Partnerschaft mit einem Maler lebe ich in der Welt der Fantasie und meine gescheiterte Frühförderung ist nur mehr eine unangenehme Erinnerung.
© Elisabeth Pein 2025-02-25