Menstruation und nicht Erdbeerwoche

Elisa Walenszus

von Elisa Walenszus

Story

Menstruation und nicht Erdbeerwoche. Sprich es aus. Menstruation. Das ist kein ekliges Wort. Es wird dir nicht weh tun. Es klingt einfach und das ist es auch. Und trotzdem haben so viele Menschen, vor allem Männer, Probleme damit über die Periode oder auch die Menstruationsblutung zu reden. Es werden Synonyme gesucht wie „Erdbeerwoche“ nur um sich die Sache schönzureden. Aber was reden wir eigentlich schön? Die Schmerzen die eintreten, wenn wir Krämpfe bekommen oder doch das Gefühl von Schwindel, Lustlosigkeit oder Müdigkeit. Nicht zu vergessen die Stimmungsschwankungen oder Heißhungerattacken. Junge Mädchen bekommen ihre Periode durchschnittlich zwischen 12 und 13 Jahren, was heißt, dass sie von dort an dieses Spektakel jeden Monat ertragen darf. Oft wird nicht darüber gesprochen oder Väter und Brüder gehen angeekelt weg, wenn es zu einem Gespräch kommt. „Das musste ich jetzt nicht unbedingt wissen.“, sagen sie dir, nachdem du nur das Wort erwähnt hast. Sprüche wie „Wer jeden Monat blutet und doch nicht stirbt, sollte man nicht trauen.“, darf man sich auf jeder Familienfeier anhören und es folgt immer ein der durch die Reihe gehender Lacher. So witzig. Wenn es nur das wäre, wäre es vielleicht sogar erträglich, aber dazu kommt, dass keiner die Schmerzen ernst nehmen will. Krämpfe, die sich anfühlen, als würde man aufgeschnitten werden, werden leichtfertig von Ärzten/Ärztinnen und Verwandten abgetan. „Hast du schon genug getrunken? Das ist wichtig, wenn du deine Tage hast.“, sagen sie dir. Darauf wäre ich nie gekommen. Vielen Dank für den guten Ratschlag. Man muss auf die Arbeit oder in die Schule gehen und so tun als wäre nichts, denn, Gott bewahre, man würde sich dazu äußern. Lehrer*innen verbieten einem aufs Klo zu gehen, da man ruhig noch auf die Pause warten kann oder früher hätte gehen sollen. Also sitzt man die Stunde aus und hat das Gefühl, man hätte sich in die Hosen gemacht. Wenn man dann doch erwähnt, dass es ein Notfall sei schauen sie betreten auf den Boden und lassen einen gehen, doch die ganze Klasse schaut einen an. Die Jungs lachen und machen Witze. Im Sportunterricht wirst du entweder nicht für voll genommen, wenn du dem Lehrer/der Lehrerin erzählst, du hättest Schmerzen oder sie halftern dich ab wie eine Pestkranke. „Ah, jaja das ist genug Information, danke. Bleib ruhig hier sitzen.“, sagen sie und rennen schneller als jede*r Hochleistungssportler*in. Deine Familie bittet dich, dass du doch bitte die Binden und Tampons neben der Toilette wegräumen solltest, da es unangenehm für Vater, Bruder und möglichen Besuch sein könnte. Warum ist das unangenehm? Warum bin ich ihnen unangenehm?

Auch wenn sie das vielleicht nicht gerne hören, gehört dieser Teil zu mir. Viele Frauen haben ihre monatliche Menstruationsblutung, also was ist das Problem? Ich würde sagen, ich bin stolz darauf oder, dass ich mich fit fühle wie in der Tampon-Werbung, aber das stimmt nicht. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich meine Periode nicht haben wollen. Das würden vermutlich die meisten Mädchen unterschreiben. Doch leider können wir uns das nicht aussuchen, also müssen wir anfangen Sensibilität für das Thema zu schaffen.

© Elisa Walenszus 2023-05-01

Genres
Romane & Erzählungen