Ming Hätz schlät Kölsch

Stephanie Manig

von Stephanie Manig

Story

500 Kilometer trennen mich von meiner Herzensheimat. Obwohl ich Zeit meines Lebens schon am anderen Ende der Republik wohne, habe ich mich in Köln auf den ersten Blick verliebt. Es ist faszinierend und zugleich sogar ein bisschen beängstigend, welche Sehnsucht man nach einem Ort haben kann.

Wenn ich an Köln denke, hüpft mein Herz und vor meinem geistigen Auge reihen sich Bilder aus der Domstadt aneinander, die sich wie ein Leporello entfalten.

Auch nachdem ich Köln schon unzählige Male besucht habe, erstarre ich noch immer ehrfürchtig, wenn ich vor dem Dom stehe. Diese Pracht, seine Präsenz ist einfach überwältigend. Unverrückbar wie ein Fels in der Brandung thront er unaufgeregt inmitten des großstädtischen Getümmels und strahlt Ruhe und Beständigkeit aus.

Jedes Jahr bin ich mehrmals in Köln – zum Genießen, zum Gute-Laune-Auftanken, zum Staunen. Egal, auf welchem Weg ich anreise: Der aufregendste Moment ist immer der, in dem ich die Domspitzen zum ersten Mal erblicke. Das erinnert mich an Urlaubsreisen in den großen Ferien und die fiebrige Aufregung, die einen kurz vor dem Ziel erfasst, wenn man sich mit vorfreudig glänzenden Augen wünscht, man möge der Erste sein, der das Wasser sieht. Wenn ich dann Kölschen Boden betrete, fühle ich mich sofort zo Hus, wie der Kölner sagt.

Manchmal wird mir die Frage gestellt, was an Köln denn so toll sei. Die Menschen sind es zum einen. An Herzlichkeit, Humor und Gelassenheit sind die Kölner nicht zu überbieten. Man kommt so einfach mit den Leuten ins Gespräch, ob es nun beim Bäcker oder in der Kneipe ist – die Kölner sind offen und zugewandt. Die ganze Stadt strahlt diese unglaublich herzliche Atmosphäre aus. Und Köln hat viele Gesichter. Ein Stadtteil, in den ich mich sofort verguckt habe, ist Niehl. Das ehemalige Fischerdörfchen liegt im Kölner Norden und ist vor allem bekannt für die Ford-Werke. Aber Niehl bietet so viel mehr als das. Der Niehler Hafen versprüht maritimes Flair, die Rheinwiesen sind ein Paradies für Spaziergänger – und nicht zu vergessen: die Sandstrände. Ja, richtig, Sandstrände! Sogar Muscheln sammeln kann man dort. Im Sommer bevölkern Sonnenhungrige und Badefreunde das Areal – obwohl das Schwimmen im Rhein wegen der Unterströmung äußerst gefährlich ist.

Genauso innig liebe ich den Rheinauhafen mit seinen drei Kranhäusern, die aus der Kölner Skyline nicht mehr wegzudenken sind. Der Rheinauhafen ist meine persönliche Ruheoase, wenn mir die Stadt zu laut wird. Man kann sagen, die Mischung macht’s: Nämlich die zwischen dem Gewimmel in der Innenstadt und der Beschaulichkeit des Rheinauhafens, und außerdem die zwischen historisch und modern – dort der altehrwürdige Dom, hier die futuristisch anmutenden Kranhäuser.

Die Kölner lieben ihre Stadt, obwohl sie nicht perfekt ist. Dieser Patriotismus macht die Kölner liebenswert. Sie sind glühende Anhänger des 1. FC Köln, egal, ob der gerade mal wieder abgestiegen ist oder um den Europapokal kämpft.

Et kütt wie et kütt.

© Stephanie Manig 2020-09-14

Hashtags