Mobbing? Keine Chance!

RheaWinter

von RheaWinter

Story

Das Tourette-Syndrom ist wie eine kleine Schwester. Es ist immer da und manchmal nervt es so sehr, dass man es aussperren möchte. Immer wenn mein Arm zuckt oder ich Grimassen schneide, schauen alle und machen blöde Kommentare. Ziemlich fies, denn ich kann meine Tics nicht kontrollieren. Ich lästere ja auch nicht über andere, weil sie zu kurze Beine haben und nicht so schnell rennen können wie ich. Ab und an gebe ich außerdem komische Laute von mir. Klar ist das doof, aber meine Freunde mögen mich trotzdem, denn ich bin ein netter Kerl. Sowieso habe ich die besten Freunde auf der ganzen Welt und sie verteidigen mich gegen die Mobber in der Schule. Leider hat nicht jeder so viel Glück.

„Super, das Mikro funktioniert!“ Ein letztes Mal überprüfe ich alles, während sich die Schulturnhalle füllt. Seit ich acht bin, rede ich mit Schulklassen über Mobbing. Den meisten Mobbern ist nämlich nicht klar, was sie damit anrichten. Auch die von meiner alten Schule haben sich erst bei mir entschuldigt, als ich sie zur Rede gestellt habe. Ich habe ihnen erklärt, was die Zuckungen und Laute bei mir auslöst und wie man sich fühlt, wenn man ständig schikaniert wird. Da haben sie es verstanden. Wenn man nicht aufpasst, können die ständigen Schikanen jungen Menschen aber das Leben kosten. Mobber trichtern dir ein, dass du nichts wert und ganz allein auf dieser Welt bist, weil sie es meist selbst sind. Mit der Zeit glaubt man ihnen dann, außer Familie und Freunde setzen sich für einen ein.

Zum Glück habe ich meinen Eltern damals erzählt, was los war, aber viele Kinder wollen das nicht. Je mehr man sich gegen die Mobber wehrt, desto heftiger drangsalieren sie einen nämlich. Statt in den Müll geworfene Pausenbrote und Schubsereien kassiert man dann schnell ein blaues Auge. Mich haben sie damals gezwungen, ein Schild um meinen Hals zu tragen. „Ich habe Tourette und bin ein Dämon“, stand drauf. Auch auf die Mitschüler kann man oft nicht zählen, weil die vor den Mobbern selbst Angst haben. Also versuche ich den Schülern klarzumachen, wie man sich als Zielscheibe fühlt. Darüber zu reden ist der einzige Weg, Mobbing nicht als cool, sondern scheiße zu entlarven. Vor allem, wenn ein Superstar wie LeBron James dich unterstützt. Von ihm möchte niemand ins Gesicht gesagt bekommen, wie grausam und unfair er sich verhält.

„Willkommen bei Mobbing-Keine Chance!“, rufe ich vor der gut gefüllten Halle ins Mikrofon. „Wer von euch wurde schon mal von anderen fertig gemacht?“ Fast alle Hände gehen nach oben. Ich zerknülle ein Blatt Papier in meiner Hand. „Das passiert, wenn man jemanden dumm nennt.“ Ich zerknülle das Blatt noch mehr. „Und das, wenn man jemanden als hässlich beschimpft.“ Nun entfalte ich das Blatt und zeige meinem Publikum das zerknitterte Papier. „Seht ihr? Es hinterlässt Narben.“ Durch die Schülerschar geht ein Raunen. Dann stelle ich meine letzte Frage. „Und wer will sich ab heute dagegen einsetzen?“ Jetzt schießen alle Hände in die Höhe.

Inspiration: Jaylen Arnold; Initiator der Anti-Mobbing Kampagne „Bullying-No way!“ und Gewinner des Princess Diana Legacy Awards

© RheaWinter 2025-04-16

Genres
Romane & Erzählungen