Mutti, Auto, Moped und ein Ehemann

„Was machst du morgen nach der Arbeit, Helga?“ Wenn Mutti diese Frage stellt, dann weiß ich schon Bescheid. Denn meine 80jährige Mutter schafft manches nicht mehr ganz allein, seit ihr Partner, der immer alles für sie getan hat, nicht mehr bei uns ist. „Ja, sicher, bis morgen dann um zwei! Das haben wir dann gleich erledigt“. Sie muss ihr Auto zum Service bringen und braucht jemanden, der ihr dabei hilft, das E-Bike in den Kofferraum zu laden. Damit sie anschließend, wenn das Auto zum Pickerl machen in der Werkstatt bleibt, gleich heim radeln kann. Also schwinge ich mich Tags darauf zu Mittag auf mein Moped. Ein Glück, dass es nicht regnet! Meine Mutter hat schon etwas vorgekocht. Super, so kann ich meinen Mann, der zu Hause hungrig auf mich wartet, gleich im Anschluss mitversorgen.

Am Gartentürl begrüßt mich eine völlig aufgelöste Mama mit erzversteinertem Gesicht. „Das Auto startet nicht!“ Es stand den ganzen Winter über ungenutzt in der Garage rum. Und jetzt weiß sie nicht, wie sie mit diesem schweren Trumm (der kaputten Batterie) ins KFZ-Geschäft gelangen soll, um sie gegen eine neue einzutauschen. Weil besagte Karosserie sich nicht von A nach B bewegt. Auch mit dem Mofa lässt sich so ein Ding nicht gut und sicher transportieren. Es muss hier jemand einspringen! Also wird mein Mann an- und zur Hilfe gerufen. „Hallo Schatz, kannst du kurz kommen? Wir brauchen einen Wagen!“ Eine halbe Stunde später: Mit vereinten Kräften hieven wir den Akkumulator aus Muttis Autos Motorraum und verfrachten ihn in meines Mannes Autos Kofferraum. Inzwischen meldet sich auch unser Magen. Also wird schon mal an Ort und Stelle (in Muttis Küche) unser Mittagsmahl serviert. „Ich könnt‘ im Anschluss eine Runde GEHEN, die Strecke bis zu uns nach Hause passt mir ganz gut“, freut sich mein Mann auf seine fünftausend Schritte, die er täglich für seine Fitness absolviert. Ich entlasse ihn und lass‘ ihn ziehen, denn in die Stadt fahren und die Batterie auswechseln können wir auch ohne ihn.

Auf halber Strecke (zum Geschäft) fällt es meiner Mutter plötzlich ein: „Ja, wer bringt denn nachher euren Wagen heim…?“ *** „Hallo Schatz! Ja, ich bin’s wieder! Kannst du zurückkommen? Es gibt da nämlich ein Problem…“

Nachdem das Kauf- und Tauschgeschäft erledigt ist, bieg ich mit Mutter und der neuen Batterie an Bord zur Bundesstraße Richtung Mamas Bungalow ein. Und wer marschiert mit federnden Schritten dort den Gehsteig entlang? Es ist mein Mann! 

„Huhu!“ Beschwingt wird aus dem Fenster gewinkt, doch er blickt weder nach rechts noch nach links, nur starr geradeaus. Wie soll er auch was hören, denn er hat ja schon wieder diese Stöpsel in seinen Ohren. „Tüttüüt!“ „Spinnst oder was?“, schimpft meine Mutti, die hier wenig Spaß versteht, während eine wildfremde Frau im entgegenkommenden Auto mir ein Lächeln schenkt und mein Schatz noch immer blind und orientierungslos den Grund des Hupkonzerts auszumachen sucht. 

Am Ende der Geschicht: die neue Batterie hält, was sie verspricht. Und ich fahr‘ nachher mit dem Moped heim, denn auch dieses will zu Hause sein. Für’s Auto muss jemand anders einspringen…