von Christine Föger
Ich bin so unendlich froh und dankbar, dass du meinen Rückzugsort, meine Wohlfühloase, meinen Platz zum Wohnen, also mein Zuhause, umgibst. Ihr seid ohnedies eins, du und mein Zuhause. Du gehörst zu meinem Platz zum Leben . Du bist mein heißgeliebter Garten!
Langsam erwachst du aus dem heuer fast schneelosen Winter. Es hat dir gefehlt, dein weißes Kleid. Es gab dir in anderen Jahren diese besondere Ausstrahlung des Ruhens. Unter der weißen Pracht darfst du ja entspannt deine Kräfte auftanken, sammeln für den nächsten Frühling. Ich hoffe, du konntest es auch heuer tun.
Ich mag dein langsames Erwachen. Durch deinen Boden, er ist noch trocken und braun, schwindeln sich erste, grüne Halme an das Sonnenlicht und lassen erahnen, was kommt. Ich spüre diesem großen Wunder des jährlichen Wiedererwachens der Natur nach. Allem Unbill stellst du dieses jährliche Wiedererwachen gegenüber. Ein Signal des Wachsens und des Neubeginns. Es hat sich gelohnt, im Herbst die Blumenzwiebeln in deine Erde zu legen. Du bedankst dich nun mit einem Farbfeuerwerk, das in diesen noch kargen Zeiten besondere Beachtung findet.
Ich belebe dich Schritt für Schritt mit dem, was dich für mich so wohnlich macht. Bänke werden wieder aufgestellt, erste kleine Schmuckstücke aufgehängt, Rosen geschnitten und Überlegungen angestellt. Was kann ich dir, was können wir, dir heuer Gutes tun, damit du wieder so strahlst, mein lieber Garten? Die Menschen fühlen sich wohl, wenn sie sich in deinem Refugium aufhalten dürfen. Wir Hausbewohner genauso wie unsere lieben Gäste. Auch die Amsel sammelt vertrauensvoll zu unseren Füßen das Baumaterial für ihr Nest. Den Schnabel übervoll schwingt sie sich auf in die dichte Hecke, wo die Kinderstube wohl gerade im Entstehen ist. Sogar die kleinen Echsen haben schon entdeckt, dass es auf den Steinen richtig warm ist. Um die Blüten der Kornelkirsche, auch Dirndln genannt, summt es wie im Bienenstock. Ein Festmahl ist angerichtet.
Der Blick wandert über die Flächen und Rabatten. Wo streckt sich welches Pflänzchen vorwitzig der Sonne entgegen? Wo ist die schöne zweifarbige Akelei hingekommen? Wie schade, sie fehlt in diesem Jahr! Die “Zugereiste” aus Oberösterreich in dunklem Lila hingegen wächst schon! Ich bange um die Blüten des Marillenbaumes, schon bald brechen sie auf – das ist sehr früh!
Die Terrassensaison ist seit gestern eingeläutet. Mit Kaffee und lieben Gästen aus der Verwandtschaft! Du magst es, wenn in deinem Umfeld gelacht wird, mein lieber Garten. Das haben wir gemeinsam, du und ich! Menschen, mit denen man sich wohlfühlt, machen Haus und Garten zu einer runden Sache! So bekommt alles eine Seele. Und du, so sagen deine Besucher, du bist ein reichlich beseelter Garten!
Bald wird wieder bepflanzt und gestaltet! Du wirst weiter diese einladende Atmosphäre ausstrahlen, die ich so mag. Ich bin voll Freude und Vorfreude! Lass uns die Tage miteinander genießen!
Foto; C. Föger
© Christine Föger 2022-03-26