von Margaretha Husek
Ich habe schon einige Tanzkurse besucht. Es war immer die gleiche Tanzschule, doch immer mit verschiedenen Tanzpartnern. In der Wandergruppe hatte sich diesmal ein Mann angeboten, mit mir wieder einmal einen Anfängerkurs zu belegen.
Der Kursleiter erklärte sehr gut und verband auch alles mit Humor. Er wirkte sympathisch und das übertrug sich auch auf uns bewegungsfreudigen Teilnehmer. Er ging eher leger und lustvoll an die Sache. So lernte es sich am besten. Hier wurden keine zukünftigen Turniertänzer gecoacht, sondern einfach Paare, die gerne zum Spaß tanzen mochten.
Die Musik riss mit. Die Bewegungen waren abwechselnd, sowohl langsam gleitend als auch schwungvoll. Meine steifen und verspannten Gliedmaßen vom beruflichen Sitzen schmerzten. Die Standardtänze kannte ich schon seit meiner Jugendzeit, außer Tango. Und diesmal wurde nach dem American Style getanzt und das war auch für mich neu. Im Walzertakt sich wiegen, einmal links, einmal rechts.
Beim Tanzen vergaß ich alle anderen Dinge und Probleme im Leben. Ich musste mich konzentrieren. Beim Tango haben wir anfangs Arm in Arm geschlossen getanzt. Wir hielten uns fest umarmt. Wir hatten Unsicherheiten bei den einstudierten Schleifschrittfolgen: Schritt, Schritt, Wiegeschritt, Schlussschritt. Unsere Performance war noch nicht formvollendet. Da half auch nicht der Instinkt weiter, es war beinhartes einstudiertes bewegen.
Einige Male stieg der Wanderkollege mir auf die Zehen, ein anderes Mal ich ihm. Wir lachten darüber. Ich nannte es Missgeschick, er Kontaktpflege. Es machte Spaß, im Gleichklang zu drehen. Gegen Ende des Kurses tanzten wir schon offen und improvisierten. Der Tango ist eine nonverbale Kommunikation, er schafft eine harmonische Zusammengehörigkeit.
Ich war in der Lage, das eigene Gewicht beim Schreiten und sogar bei tänzelnden Drehungen aufrecht und ausbalanciert zu halten. Niemand von uns fiel auf die Nase, trotz manchem Zuprosten mit perlendem Wein in der wohltuenden Pause.
Nach der Unterbrechung sorgte der laufende Partnerwechsel für Abwechslung. Slowfox, Cha-Cha-Cha, Jive, Foxtrott und Paso Doble. Mir kamen die Tanzschritte schon alle durcheinander. Ich sah den anderen Paaren zu. Einige Tanzpartner waren im Tanzen schon geübter und hatten technische Qualitäten.
Beim Abschlusskurs spielte der CD-Player: Dancing with tears in my eyes. Mein Wanderkamerad sang: Now we dance with a tear in our eyes, but we still dance. Wir tanzen. Wir tanzen mit einer Träne in unseren Augen. Aber wir tanzen.
Jedenfalls hatten wir beim Auffrischungskurs Spaß gehabt und unsere Wanderfreundschaft gefestigt.
© Margaretha Husek 2020-02-15