von Giggu
Hier auf S1 sollten Kurzgeschichten geschrieben werden. Und das werden sie von uns allen auch – fast immer. Aber manchmal schleicht sich auch die Lyrik leise herein, und das ist zur Abwechslung wunderbar! So mache ich mich nun zwischen Prosa mit eigenen und fremden Gedichtln wichtig. ;-)
Zuerst möchte ich meinen Aushilfstag in der Parlamentskantine, vor einer riesigen Kaffeemaschine stehend, mit einem sechszeiligen Paarreim zusammenfassen, und ihr werdet euch gleich auskennen: Die Sitzung war nun endlich aus / die Leute stürmen alle raus / mir wird ganz übel, denn ich seh / zehn Varianten hat “Kaffee” / welch Hektik, es war zu viel los / ich drück nur “Brauner”- klein und groß. (Übrigens: Es hat keine einzige Reklamation gegeben!)
Apropos Hektik: Wir hatten am Geländer unserer Dachterrasse adventliche Lichterketten montiert, die nervös blinkten, was eher nach Disco aussah als nach einer Wohnstätte zweier Senioren. Bei genauerer Betrachtung ließ sich am Anschlussteil der Lichterkette die Einstellung glücklicherweise ändern. Die Abendstimmung auf der nunmehr dezent beleuchteten Terrasse entlockte mir zum Spaß eine Priamel. Und die oder auch das Priamel (= umständliche Vorrede) geht so: An dem Baum, dem kahlen / an dem Teint, dem fahlen / an den Raureifzweigen / an der Vögel Schweigen / an der Dunkelheit / merkt man, es ist Winterzeit.
Apropos Winter: Es gibt auch in der Lyrik Schneebälle, ungereimt. Weil diese Lyrikform auch visuell dargestellt werden sollte, lässt sich ein Schneeball hier in diesem Textfeld leider nicht gut formen. Daher schüttle ich jetzt den Schnee ab und stelle euch meinen Lyrik-Liebling vor: Den Limerick. Dieser hat nämlich einen eigenen Rhythmus (5-zeilig, Anapäst, 1./2./5. Zeile dreihebig, 3./4. Zeile zweihebig). Diesen Limerick verdanke ich H.-H. Michels, und der geht so: Eine arglose Witwe aus Plauen / musste nachträglich auch noch verdauen / dass ihr seliger Gatte / eine andere hatte / sie entzog ihm posthum ihr Vertrauen.
Nun wird geschĂĽttelt. Die wahre Episode spielt zur Zeit des Festnetz-Telefons und der dicken TelefonbĂĽcher in einem Clubraum eines Tennisclubs in Wien. Ein Mann in Tennis-Outfit stand an der Bar und erbat das Telefonbuch, weil sein Gegner zum Turnier nicht erschienen war. Während er die Seiten im Telefonverzeichnis umblätterte, um zum “S” und zum abgängigen Herrn Sedlmeier zu gelangen, murmelte er – vor Ohrenzeugen – einen witzigen SchĂĽttelreim vor sich hin, nämlich: Sehr erstaunt war Sedlmeier/ als er erfuhr, ein Mädl sei er!
Solltet ihr wandernderweise in Berg und Tal unterwegs sein, dann kann es passieren, dass: “Wenn im Tal die Jauche brodelt / der Sepp nach altem Brauche jodelt!”
Nun werde ich meine lyrischen Ausreißer für heute langsam beenden. Eine Warnung habe ich noch für diejenigen von euch, die demnächst auf Urlaub fahren. Meidet unbedingt “Weißenbach” als Urlaubsort!
Weil: Es hält ein Floh in Weißenbach / die Gäste nachts durch …
Alles klar, oder?
© Giggu 2022-12-17