von Meike Sommer
Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und rennt aus dem Raum. Doch ich weiß, dass es zu spät ist. Ich weiß, dass sie sich in der Zeit, in der er sich mit mir beschäftigt hat, schon an die Arbeit gemacht haben. Ich weiß ist zu spät für ihn. Und ich wusste von Anfang an auf was ich mich hier einlasse. Das diese Mission mein Herz brechen würde. Dennoch kann ich nicht anders als stumme Tränen zu weinen, als meine Kollegen kommen und mich befreien.
Langsam gehe ich die Treppe nach oben. Blende meine Gefühle aus als ich Lilian völlig aufgelöst und schreiend in den Armen eines Kollegen hängen sehe. Mein Blick fällt auf Declan, der mich mit einer solchen Wut betrachtet, dass ich durchaus Angst bekommen könnte, wenn ich nicht wüsste, dass er sein Leben lang hinter Gittern sitzen und aus meinem Leben verschwinden würde.
Ich liebe meinen Job und gleichzeitig ist er der härteste, den ich mir aussuchen konnte. Und ich weiß nicht, ob mein Herz sich je von Declan erholen wird. Je davon erholen wird, dass ich ihm verfallen bin. Dem Bösen. Dem Mann, bei dem ich mir geschworen habe eiskalt zu sein und zu bleiben. Und doch weiß ich mittlerweile, dass ich es einfach nicht schaffe. Dass ich nicht bin wie die anderen. Knallhart.
Dass mein Herz weich und nur zu empfänglich ist für die Bösen Typen. Dass ich mich nur zu gerne in ihre Hände begebe.
Obwohl ich weiß, dass ich es besser lassen sollte, mache ich mich auf den Weg die Eingangstreppe nach unten und zu dem Polizeiwagen. Ich setze mich auf den Fahrersitz und beobachte den Mann, dem mein Herz gehört.
„Du hast es geschafft, musst du wissen. Nicht einmal vier Wochen und ich bin dir verfallen.“ Ich lächle traurig. „Es tut mir wirklich leid, Declan. Aber du musst wissen, dass ich mich nie über das Wohl tausernder Menschen stelle, die jetzt vor dir sicher sind.“
Er beißt die Zähne zusammen und wendet den Blick ab. „Du weißt nicht, was du damit anrichtest, Kätzchen.“ Wo sein Kosename für mich bisher immer liebevoll klang und ein warmes Gefühl in mir ausgelöst hat, klingt es jetzt nur noch gehässig und ich kann nicht anders, als bei seinen Worten zusammenzuzucken, was ihm ein hartes Auflachen entlockt. „Du bist nicht geeignet für diesen Job. Tu dir den Gefallen und geh für ein paar Jahre in den Ruhestand bis ich komme, um dir dein Leben zur Hölle zu machen.“
„Du wirst mir nicht mehr begegnen, Declan. Ich bin hier um dir Lebewohl zu sagen.“
Sein Blick fixiert mich mit einer Intensität, die mir einen Schauder über den Rücken wandern lässt. „Verlass dich darauf, dass ich kommen werde. Nicht einmal das höchste Sicherheitsgefängnis wird mich von meiner Rache abbringen. Und du, Kätzchen, wirst dich ewig vorsehen müssen. Denn eines Tages, wenn du schon nicht mehr damit rechnest, werde ich kommen und dich holen. Und dann Gnade dir Gott, denn von mir wirst du keine Gnade erhalten. Nur noch Schmerz.“
© Meike Sommer 2025-03-02