Redewendungen mit dem Mund

Gabriele Leeb

von Gabriele Leeb

Story

Strahlend blickt er mich an und meint zu mir: “ Nimm nur den Mund nicht so voll!” Ich überlege und kann nicht antworten, denn ich habe den Mund voll, aber nicht mit Nahrung.

Was bedeutet diese Redewendung? Jemandem zu viel versprechen, die tollsten Versprechungen machen usw. Aber ich kann auch gerade essen und habe deswegen den Mund voll.

Es gibt aber auch: etwas in den Mund nehmen. Diese Redewendung bezieht sich oft auf Dinge, die man normalerweise nicht ohne Weiteres ausspricht: ordinäre Ausdrücke oder heikle Angelegenheiten. Ursprung ist wohl die gegenständliche Bedeutung, einen Gegenstand in den Mund zu stecken, der vielleicht unappetitlich ist.

Weiters kennt man noch die Redewendung: kein Blatt vor den Mund nehmen. Das bedeutet: etwas direkt, unbeschönigt sagen, offen reden und auch Kritik zur Sprache bringen. Ursprung ist wohl ein alter Theaterbrauch, nach dem Schauspieler obszöne und anstößige Partien ihrer Rollen durch ein Blatt Papier hindurch ( mit verdecktem Mund ) sprechen mussten.

Jemandem das Wort aus dem Mund nehmen: etwas sagen, was der andere auch gerade sagen wollte, einen Gedanken etwas früher aussprechen als ein anderer, einer Meinung sein. Der Ursprung ist nicht bekannt.

Von Mund zu Mund gehen: ( Nachricht ) sich schnell verbreiten, sich herumsprechen. Die Neuigkeit in dieser Redensart wird also direkt weitererzählt, was die hohe Geschwindigkeit der Nachrichtenübertragung unterstreichen soll. Sie ist schon im 13. Jahrhundert schriftlich belegt.

Von der Hand in den Mund leben: Die grundsätzliche Aussage soll lauten, in Armut zu leben, das sauer verdiene Geld umgehend wieder ausgeben zu müssen und keine Ersparnisse zur Verfügung zu haben. Der Ursprung stammt aus dem Mittelalter. Man lebte in höchst armseligen Verhältnissen und das Essen steckte man sich buchstäblich mit der Hand in den Mund.

Es gibt noch etliche Redewendungen, man kann sich aber auch gegenseitig mit dem Mund befriedigen, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

© Gabriele Leeb 2022-04-22