Regen

Sie hört auf davonzurennen
und bleibt auf der Stelle stehen,
schließt die Augen und spürt,
wie Tropfen um Tropfen
ihre Haut berührt,
schon bald ihr Haar und
Kleid durchnässt,
und sich dankbar fühlt,
dass sie der Regen
ins kalte Wasser wirft.

Sie ist bereit anzunehmen,
sich hinzugeben und
genießt es in diesem Moment
unter den Himmelstränen zu stehen.

Regen, Schauer und Erkenntnis
laufen über ihren halbnackten Rücken
und augenblicklich
lässt Akzeptanz Loslassen zu.

Ein alter Steinbrocken fällt vom Herz
und es atmet vor Erleichterung auf.
Heilende Tränen fließen wie Harz
aus der Rinde, aus der Wunde,
aus ihren Augen über rosarote Wangen,
gemeinsam mit dem Regen
über Hügel und in Schluchten,
schluchzend den Kurven entlang,
zurück in die Erde
die sie hält und flüstert:

Es wird schon wieder,
mit ein paar Tropfen Licht,
der Kraft des Willens und
dem sanften Schub des Windes,
wirst Du, schöne Blume,
wieder wachsen.

Als die Einsamkeit
sie in den Arm nahm,
spürte sie warm und weit
in ihrer Brust
die Freiheit.