Robert Hoffmann, Robinson Crusoe aus Salzburg

Story

30. Jänner 1967: Vom BRAVO-Heftl, das 6 Schilling kostete, lachte der Filmschauspieler Robert Hoffmann und verriet in der Aufmacher-Story: “Ich komme heim nach Salzburg! Zum dreiwöchigen Urlaub und Rollenstudium im Elternhaus.“ Das Haus, in dem sein Vater eine Anwaltskanzlei fĂĽhrte, war eine GrĂĽnderzeit-Villa am Franz-Rehrl-Platz.

Zehn Gehminuten von der Preis-Allee entfernt, wo sich zwei Mädchen-Gymnasien befanden. Kein Wunder, dass “Bibi”, wie ihn seine Freunde nannten, nach diesem Artikel traubenweise weibliche Fans auflauerten, um ein Autogramm von ihm zu bekommen. Ich gestehe: Meine Freundin Eva und ich waren auch dabei!

Robert Hoffmann, geboren am 30. August 1939 als Robert Scheich, war nach der Handelsakademie ausgezogen, Filmstar zu werden. Er ging in Paris auf die Schauspielschule und schlug sich mit Modeljobs durch. In der Verfilmung des Romans “Angelique”, einem jener Mantel- und Degenfilme, die in den 1960er Jahren Kassenschlager waren, machte er zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Den internationalen Durchbruch schaffte er 1964 in dem TV-Vierteiler “Die seltsamen und einzigartigen Abenteuer des Robinson Crusoe aus York”. Dabei ist es dem Zufall zu verdanken, dass er zu der Hauptrolle kam. Hoffmann sollte in Paris mit Alain Delon in dem Film “Die schwarze Tulpe” spielen, als ihn ein Produzent abwarb und auf den Champs-Elysées vom Fleck weg als Robinson engagierte.

Robert Hoffmann war ein Sprachtalent und machte wie sein Freund und Kollege Helmut Berger („Ludwig II.“) vor allem in Italien und Frankreich Karriere. Er war auf den Typ unwiderstehlicher Frauenheld und Abenteurer abonniert. Als Partnerinnen säumten Anita Ekberg, Michèle Mercier, Nathalie Delon, Claudia Cardianale und Romina Power seinen cineastischen Weg.

Ein Reitunfall 1971 während der Dreharbeiten zu der Don-Juan-Verfilmung “Sein Schlachtfeld war das Bett” hatte mehrere schwere Operationen des rechten Oberschenkels zur Folge und bedeutete das Ende seiner Filmlaufbahn in Italien. 1975 eröffnete er gemeinsam mit Gunther Hofmeister, einem der buntesten Vögel der Stadt, in der Steingasse ein MusikcafĂ©, das man der Einfachtheit halber „Das CafĂ©“ nannte. So was hatte es in Salzburg noch nie gegeben!

Im Filmkulturzentrum “DAS KINO” – einen Steinwurf vom “Cafe” (heute: “Pepe”) entfernt – sah ich Robert Hoffmann, der seit 1990 wieder in Salzburg lebte und in kleinen Rollen in TV-Serien wie “Dallas”, “Kottan” und “Kommissar Rex” auftauchte, vor drei Jahren zum letzten Mal. Er begleitete Helmut Berger zur Premiere des Filmes “Helmut Berger, meine Mutter und ich”, einem skurrilen Doku-Porträt von Valesca Peters. Man sehnte sich den Glanz vergangener Tage zurĂĽck.

Tempora mutantur! Helmut Berger, einst schönster Mann der Welt, sitzt heute 78-jährig in einem Salzburger Altersheim, Robert Hoffmann starb am 4. Juli 2022 unbemerkt von der großen Glamour-Welt in seiner Heimatstadt. (Wikipedia hat es nun auch registriert.)

© 2022-07-21