Salzburg meine große Liebe…

Gerti Thalhammer

von Gerti Thalhammer

Story

Dass man einen Menschen sehr lieben kann ist leicht zu verstehen, dass man ein Tier gerne hat, auch das versteht jeder, aber dass man eine Stadt sehr liebt und geradezu danach süchtig ist sich ihr aufzuhalten, wie soll man das verstehen? Ich für mich habe aufgehört dafür eine Erklärung zu finden. Ich gehe einfach hin und es geschieht immer wieder das Gleiche: mein Herz und mein Gefühl tun sich zusammen, breiten sich in mir aus und dann… dann geht`s mir ganz einfach gut. Dieses Salzburggefühl muss ich unbewusst schon lange in mir haben, denn als ich drei Jahre alt war, musste ich wegen einer Infektionskrankheit mehrere Wochen im Kinderspital bleiben. Als ich wieder gesund war, holten mich meine Eltern ab und gingen, wie es damals üblich war, zu Fuß nach Hause zum Kajetanerplatz. Mein Vater trug mich auf dem Arm und als wir auf den Müllnerhügel kamen und die Stadt zu sehen war sagte ich“jetzt siag i mei Salzburga wieder“. Für ein Kind von drei Jahren eine wirklich erstaunliche Aussage. Ich kann mich natürlich nicht daran erinnern, aber meine Eltern haben mir diese Begebenheit oft genug erzählt. Auch mussten sie sich um mich keine Sorgen machen, wenn ich, als ich fünf Jahre alt war, mit dem Obus alleine bis Lehnerpost fuhr um meine Oma in der Roseggerstraße zu besuchen. Da gab es noch die Schaffner und die hatten wahrscheinlich auch dieses Salzburggefühl und hätten so ein Kind nicht unbeobachtet gelassen und darum bin ich auch immer wieder gut nach Hause gekommen. Das schönste an meinem Kindergarten in der Griessgasse war der Weg dorthin. Vom Kajetanerplatz durch die Kaigasse über den Mozatplatz, durch die Judengasse, durch die Getreidegasse, durch das Sternbräu in die Griessgasse. Jedes dieser Worte zergeht mir noch heute wie ein Zimtsternderl auf der Zunge. Obwohl ich inzwischen über siebzig bin und sich viele Gefühle verflüchtigt haben, mein Salzburggefühl habe ich immer noch und es hat sich in all diese Leerräume hineingedrängt und ich kann nichts dagegen tun.

© Gerti Thalhammer 2019-11-06

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