Satelliten-Geschwader

G.F. Stöger

von G.F. Stöger

Story

Punkt 22 Uhr sollte es sichtbar werden. Das Satelliten-Geschwader Starlink von Elon Musk (der Tesla-Mann). 60 Satelliten für besseres Internet. Viele werden noch folgen … (geplant sind 12.000!)

Da schon die Sternschnuppen-Nächte für die Kinder ins Wasser gefallen waren (zu spät, nix zu sehen), wollten wir die Kinder mit diesem künstlichen Himmels-Spektakel entschädigen.

Kurz vor 22 Uhr wir zu viert also draußen im Garten und tatsächlich. Nur einige Minuten später zog ein von Menschenhand gezeugter Lichter-Schweif wie vorausgesagt von Westen kommend gen Südwesten. Er war ausgezeichnet (trotz künstlicher Straßenbeleuchtung) zu erkennen. Der Nachwuchs war begeistert. Auch mein Auge fand es erfreuend. Allerdings nur das optische Schauspiel.

Am Tag darauf dachte ich darüber nach. Über den Sinn und Unsinn dieses doch extrem krassen Eingriffes in die Natur…

Elon Musk beabsichtigt, 12.000 Satelliten in den Orbit zu katapultieren, um schnelles Internet weltweit zur Verfügung zu stellen. Seine Nächstenliebe – vermute ich – ist wohl nicht der Grund dieses Mega-Projekts. 4 Milliarden Menschen ohne Zugang zu Internet. Das schreit geradezu nach Profit (wenn man die Zeitungen liest, geht dieser in Richtung Milliardenhöhe).

Was wären die Folgen?

Menschen in Afrika, Asien, Australien & Co, die bislang von der digitalen Welt abgeschnitten waren, könnte endlich Einlass gewährt werden. Es wäre zu deren Vorteil, technischer Fortschritt und … doch stimmt das? Hilft Digitalisierung dem Hunger, Ebola, Kinderehen entgegen? Denjenigen, die schon jetzt Zugang zu Bildung haben, werden noch mehr Möglichkeiten geboten. Doch was ist mit den Analphabeten, schlecht Gebildeten, Hirten, Wasserträgerinnen? Was bringt denen Internet, das sie 1. nicht bedienen, 2. nicht begreifen und 3. nicht bezahlen können.

Besser wäre gewesen, die Milliarden (wenn es denn reicht) in Mikrokredite, Frauenförderungs- und Alphabetisierungsprogramme zu stecken, Organisationen zu unterstützen, die darüber aufklären, dass Beschneidungen Folter sind oder wie man sich vor Ansteckungen schützt. Versorgung mit Trinkwasserbrunnen würde wohl auch wesentlich mehr Menschen das Leben retten als Dr. Google…

Nicht zu vergessen die Verschmutzung des Nachthimmels. Meine Enkelkinder werden massiv weniger Sterne sehen könne wie ich, da die Satelliten Sonnenlicht reflektieren und diese überstrahlen. Von der Astronomie gar nicht erst zu sprechen. Beobachtungen sind jetzt schon beeinflusst von Starlink- und anderen Satelliten.

Der Nachthimmel ist seit Entstehen der Menschheit ein Teil davon. Noch heute orientieren sich Wandervölker, Hirten oder am Berg Verlorene an Sternen und Sternbildern.

Wollen wir das wirklich alles aufgeben – für schnelleres, überall verfügbares Internet?

© G.F. Stöger 2020-04-27