Schimpfen auf Russisch

Story

Endlich! Im Studium hab ich dazu gar nichts, GAR nichts, gar NICHTS erfahren! 8 Semester praktisch umsonst.

Wir versuchten aus unserer Original Moskauer Lehrbeauftragten Larissa Irgendwiesowitsch Kameneva immer wieder etwas Diesbezügliches herauszuquetschen. Das war aber sowas von vergeblich! Entmutigend.

Wir wollten ja nicht nur Altkirchenslawische Grabsteine entziffern sondern auch was für’s Leben lernen. Alltagskultur nennt man das.

Und nun, 4 Jahre nachdem ich das Buch “Couchsurfing in Russland” gekauft habe und herumliegen ließ “bis ich das nächste Mal nach Moskau fahre”, kriege ich das ganze Russisch-Schimpfuniversum von Stephan Orth, ehemaliger Spiegel online Redakteur (so jung und schon Spiegel online Redakteur!) praktisch geschenkt. In Wikipedia eingeben “Russischer Mat”. Das ist auch schon eins der populärsten Schimpfwörter. Mat ist Mutter im slawischen Sprachgroßraum. Der Fluch dazu ist ebenfalls panslawisch. Ins Deutsche etwas holprig übersetzt mit “Tu deine Mutta p…”

Hübscher finde ich die russische Variante für Shit. Ich schreib das absichtlich auf Englisch, auf Deutsch tu ich mir da im öffentlichen Raum schwer. Auf Russisch heißt das Blin. Das kennt ihr wahrscheinlich besser in der Mehrzahl. Blini. Genau. Hauchdünn. Pfannkuchen, Palatschinken, die besten Crèpes Suzettes der Welt sind die russischen Blinis. Knapp gefolgt von Syrniki. Topfenradln.

Ich bevorzugte damals, vor gefühlten 100 Jahren, die mit Shokoladnoj Pastoj. Sie kosteten am Moskauer Hauptplatz, dem Roten, 30 Rubel pro Stück, damals 1 Euro. Nach heutigem Kurs 112. Das Blin lag aber vor kurzem auch schon bei 168. Ach Gott ach Gott. Boshe moj! Was wird das noch!

Grad seh ich am Tablet des Haushaltsvorstands die Yacht vom Putin am Bodensee. Sie heißt “Graceful”, also graziös. Gratis Patrizia-artig. Panama Papers-artig. Blin. Blin!

Er segelt also unter panamesischer Flagge am Bodensee. Mit nacktem Oberkörper. Den hält er ganz stolz in die Kamera, obwohl der sibirische Tiger in ihm schon ganz schön unterspickt ist. Ist halt auch nur ein Mann wie jeder andere. In gewisser Weise. Schaut, wie der Meinige, in der Früh in den Spiegel und murmelt zufrieden: I siach koan Föhla!

Das SW Foto zeigt übrigens die Café-Bar Chende Choch in Machatschkala am Kasperskischen Meer. Schaschlik gibt’s da auch. Es ist eine Schaschlytschnaja. Butterbrodnajas gibt’s auch.

Stephan Orth hat auch den Bestseller “Couchsurfing im Iran” geschrieben. Da muss ich jetzt auch hin. Hab in Graz eine alte Dame aus Isfahan kennengelernt. Die lädt mich wöchentlich ein, mit ihr zum Palast ihrer verstorbenen Eltern zu fliegen. Da kann ich schwer nein sagen. So wie das Häusl aussieht, wird das nix mit Schlafsack am Boden. Aber ich kann auch Palast.

Ich würd auch gern Putins Yacht “Graceful” übernehmen für 1 symbolisches Rubelchen. Aber da hat sich bestimmt der Haselsteiner ein Vorkaufsrecht gesichert. Oder der Gusi. Blin! Dann muss ich doch den Deripaska fragen.

© 2022-03-25

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