Schneeflocken

Carina Allerstorfer

von Carina Allerstorfer

Story

‚Schneeflocken sind die Schmetterlinge des Winters.‘

Zart, lieblich und leise rieseln dicke, bauschige Schneeflocken zu Boden. Sie tanzen mit dem Wind um die Wette. Spielerisch wirbeln sie umher und breiten sich in ihrer zarten Schönheit am Boden aus. Flockig bilden sie eine weiße Decke, die man am liebsten mit nachhause nehmen würde, um sich flauschig darauf zu betten und in ruhiger Zufriedenheit vor sich hinzuschlummern. Wenn man im Schneegestöber den Kopf in den Nacken legt und erwartungsvoll emporblickt, sieht man einen wahren Funkenflug unendlich vieler kleiner Wunder, die wie ein Meteorenschauer auf die Erde niedergehen. Unzählbar vielfältige Kunstwerke schenkt uns der Himmel in seiner Großzügkeit verschneiter Stunden.

Hat sich das Gestöber gelegt und blitzt die Sonne durch, bringt sie mit ihrer glitzernden Kraft tausende strahlende Partikel zum Funkeln. Warm und dick eingepackt winterspazieren wir mit wohlig-knirschenden Schritten durch ein Schauspiel schönster Kälte mit angenehm gegensätzlicher Wärme, die vom Himmel herableuchtet. Lassen wir unseren Blick mit offenen Armen durch diese bemerkenswerten Momente des Winters schweifen. Pausbäckige Schneemänner stehen stramm und stolz in den Vorgärten und grinsen uns mit ihrem Kohlelächeln entgegen. Schneeburgen wachsen gefestigt aus den Böden. Kinder lachen und jauchzen bei Schneeballschlachten mit geröteten Wangen und strahlenden Augen. Schneeschaufeln kratzen emsig am Boden, Nachbarn winken sich dabei fröhlich zu. Arme werden zu Scheibenwischern und malen Schnee-Engel auf den Boden.

Schnee, der eigentlich ‘nur’ Wasser ist, düngt uns mit Begeisterungsfähigkeit. Er ist ein Wunder von begrenzter Dauer, das schmilzt und vergeht, aber in der Zeit seines Daseins pure ungefärbte Freude schenkt. Er fördert Geselligkeit, Zusammenhalt, weckt Erinnerungen und berieselt zu innerem Frieden. Eine einzelne Schneeflocke ist kristallin und komplex und so strahlend schön in ihrer unverwechselbaren Einzigartigkeit. Im gemeinsamen Tanz schweben alle Flocken vereint zu Boden, um irgendwann zu versiegen. Was bleibt, ist ihre klangvoll bunte Stille. Die Freuden, die uns und der Welt durch ihr Auftauchen bereitet werden, manifestieren sich in der Erinnerung, auch wenn sie schon längst vertrocknet sind. Schneeweiß, zauberhaft und funkelnd erhellen uns diese zarten Gebilde einzelner Eiskristalle die Winterzeit. Eine Jahreszeit, der Dunkelheit anhaftet. Wenn man jedoch ganz genau hinsieht, erblickt man das Licht, von dem diese Zeit so viel in sich hat. Mit diesem leuchtet sie weiß und unschuldig in ein neues Jahr hinein.

© Carina Allerstorfer 2021-12-04

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