„Pippi Langstrumpf für die Eröffnung von Ikea Salzburg am 19. November 2003 gesucht.“
Mit dieser Anzeige trat Ikea in mein Leben. Unsere Tochter war in der Maturaklasse und hatte wunderschöne lange Haare und da habe ich mir gedacht, das wäre genau das Richtige für Sie. Also fuhren wir zum Casting. Dunkle Haare waren wohl nicht ganz passend, aber sie wurde für die Samstage bis Weihnachten als Packhilfe engagiert. Es gefiel ihr sehr gut. Ihr Einsatz hat sich gelohnt und so hatte sie ab Herbst einen fixen Samstagjob neben dem Studium.
Für unsere so technisch versierte Tochter eröffnete dieser Job ungeahnte Möglichkeiten. Sie konnte planen, bei den Umbauten mitarbeiten, Kunden beraten, neues Design mitgestalten und Schwedisch lernen.
Die Euphorie unserer Tochter machte auch vor unserem Zuhause keinen Halt. Schwedenstyle sollte in unser Haus einziehen. Unser Dachboden benötigte dringend Regalsysteme für die optimale Nutzung. Beim Aufbauen habe ich nur die Jause gebracht und die gefühlten Tausend Teile am Boden überließ ich Papa und Tochter.
Eines Tages kam sie voller Freude nach Hause. „Ich kann die schöne rote Küche günstig kaufen. Ein Ausstellungsstück – mein Traum!“ Es gab aber noch keinen Raum für die Küche. Der Anbau für ihre kleine Wohnung in unserem Haus war erst für nächstes Frühjahr geplant.
Natürlich konnte sie ihren Papa überzeugen und da unser Gartenhaus im Winter ohnedies nicht wirklich genützt würde, so wäre dies der perfekte Lagerraum für eine komplette Küche mit allen Geräten, Schränken und Kochinsel. Gedacht, geplant und umgesetzt. Es waren sehr viele Kartons.
Ich wurde mit schwedischen Weihnachtsaccessoires versöhnlich gestimmt.
Im Juli war es dann so weit. Die unzähligen Kartons wurden in die neue Wohnung getragen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass aus diesem Haufen jemals eine Küche entstehen sollte. Ich schaff ja nicht einmal die Herausforderung „Überraschungsei“.
Mein Mann hat schon gewusst, was da auf ihn zukommt. Der Verlobte meiner Tochter hatte mit dieser Mammutaufgabe seine Bewährungsprobe zu bestehen. Ich hielt mich raus und beschränkte mich auf die Essenslieferungen. Es dauerte Tage und das geordnete Chaos von roten Flächen, Schienen, Schrauben und diversem Kleinmaterial fügte sich wunderbar und fast millimetergenau an die vorgesehenen Stellen. Am Ende stand sie da. In ihrem wunderschönen rot. Ich muss zugeben, sie hatte recht, es wäre unverzeihlich gewesen, diese schöne Küche nicht zu kaufen.
Ein paar Wochen später habe ich meine Tochter von der Arbeit abgeholt. Ich war zu früh dran und nützte die Zeit, um durchs Möbelhaus zu schlendern. In der Fundgrube stand „Leksvik“ vor mir. Ein wunderschönes rotes Holzregal fertig zusammengebaut und zum Mitnehmen.
„Mama so wird das wohl nichts“, sagte meine Tochter und holte sich Werkzeug und schraubte das Regal auseinander. So fuhren wir ganz „Ikea-Like“ mit vielen Teilen und Schrauben in meinem Smart nach Hause.
© Heidemarie Leitner 2021-08-28