von Michaela Schmitz
Sebastian hat mir und uns 2010 ein Maskottchen gekauft. Ich weiß eigentlich gar nicht mehr, warum, aber es war ihm anscheinend wichtig. Die Wahl fiel auf Barbabo (auch Barbabeau genannt) aus der Serie ‚Barbapapa‘. Barbabo ist schwarz und behaart und der Künstler, der Kreative der Familie – also etwas ‚anders‘ als die anderen Familienmitglieder der Barbapapas. So reiste Barbabo seit 2011 mit uns in diverse Länder und war bei verschiedenen Urlauben mit. Und immer, wenn etwas grad schwierig war oder Hilfe und Unterstützung nötig war, hatten wir Barbabo zur Stelle. So wurde dieser schwarze Wuschel zu unserem Bindeglied in besonderen Zeiten. Und somit kam er ab 2020 auch vermehrt zum Einsatz, sei es, dass er bei Arzt- und Spitalsbesuchen mit war oder einfach zur Erholung auch mit uns ins Kino oder Essen ging.
Barbabo war natürlich auch bei Sebastians ATG Therapie 2022 im Krankenhaus St.Pölten mit und auch 2023 bei der Stammzellentransplantation im AKH Wien im 21. Stockwerk im Zimmer mit Aussicht dabei. Und – er hing bis zum Schluss, also bis Sebastians Tod am 28. September 2024, auch in der Intensivstation oberhalb seines Bettes und wachte über ihn. Und nun sitzt Barbabo bei uns zu Hause im ‚Sebi-Regal‘ und beschützt die Urne von Sebastian.
So ist Barbabo immer noch bei uns und hilft mit, die Situation und den Umgang mit dem Tod von Sebastian für uns zu erleichtern. Wir haben inzwischen auch mehrere davon, weil ich den ‚Original-Sebi-Barbabo‘ nicht mitnehmen will (der muss ja zu Hause aufpassen), aber es trotzdem sehr tröstlich finde, wenn Barbabo – so wie früher – mit uns weiterhin unterwegs ist und als Maskottchen dient. Und – wir haben auch einen Kuschelbarbabo, so ca. 1m groß, gefüllt wie ein Sitzsack – den kann man dann drücken und festhalten sooft man will (Sebi wird sich dort, wo er ist, wohl seinen Teil dazu denken …).
Manchmal frage ich mich, wieso hat Sebastian grade Barbabo ausgesucht, warum die Barbapapas? Weil sie sich x-beliebig ändern können? Weil jede Serie gut ausgeht? Weil es ein bisschen ‚heile, fantastische Welt‘ ist? Ich kann Sebastian nicht mehr fragen und somit bleibt mir natürlich die Freiheit zur Interpretation. Mir ist Barbabo inzwischen wirklich eine Hilfe, eine Brücke zum Verständnis des Unfassbaren. Und wenn sich mein innerer Buchstabensalat wieder zu einem unbegreiflich schmerzhaften IRGENDWAS formt, kann ich Barbabo einfach so fest drücken, dass es vielleicht von hier bis zu Sebastian spürbar ist.
Alles wie immer, nichts mehr wie es war. (Ursula Leutgöb)
© Michaela Schmitz 2025-01-27