Die Spätherbstsonne scheint durchs Fenster, als ich wieder mal in Gedanken versunken bin.
“Das ist mit dem Plan deiner Seele nicht vereinbar!”, wie aus dem Nichts drängen sich die Worte in mein Bewusstsein und unterbrechen meinen Gedankenstrom. Eine unerwartet mahnende Botschaft. Beängstigend und befreiend zugleich.
Mit einem Mal muss ich an vergangene bedeutende und lebensweisende Situationen denken. An die Gefühle in diesen Momenten. Tatsächlich waren viele davon mit großer Nervosität und Unsicherheit, rückblickend vielleicht sogar mit einer Form von verdeckter Angst begleitet. Damals ignorierte ich die Signale und tat es trotzdem. War es die Seele, die in diesen Augenblick versucht mir Zeichen zu geben? Warum hatte ich nicht den Mut diese Gefühle zu hinterfragen? Ließ ich mich in ein Leben drängen, das mir im innersten Kern widerspricht?
Habe ich unbewusst meinen Seelenplan ignoriert, weil er nicht dem gesellschaftlichen Bild entsprach?
Geburt, Grundschule, Führerschein, Auto, Schulabschluss, Job, Partner*in, Ehe, Haus, Kind, Hund, Urlaube, Pension, Tod. Das sind in etwa die Stationen eines gesellschaftlich normierten, akzeptierten Lebensbildes in meinem Umfeld. Weil es doch alle so machen. Die, die es anders machen sind komische Vögel, Außenseiter, Verrückte, so der allgemeine Tenor. Doch wie viel scheinbar Verrücktes steckt in mir? Wie viele der Normvorgaben räsonieren tatsächlich mit meinem seelischen Lebensplan?
Wie würde das Leben aussehen, welches meiner tiefsten Seele entspricht?
Gibt es Menschen die voll und ganz nach ihrer Essenz leben?
Wie macht sich eine nicht gelebte Seele bemerkbar?
Sind es Enttäuschung, Frustration, Verbitterung, Wut?
Lässt sich eine Kompensation dieser Gefühle immer im ungesunden Übermaß von Sport, Fernsehen, Spielen, Rauchen, Sex, Einkaufen, Essen, Zocken, Alkohol, Diäten, Drogen u.v.m. entdecken?
Wenn die Seele schreit und Kompensation nicht (mehr) gelingt, sind dann Depression, Burnout, Migräne, Sucht und körperliche Krankheit unvermeidbare Folgen?
Wie viele Seelen schreien und warum erhören wir sie nicht?
Können wir sie gar nicht mehr hören?
Was hält uns davon ab?
© Marianne Kerschbaumer 2022-10-26