Segelturn…..

Erika Eck

von Erika Eck

Story

Vor allem im Urlaub, wenn man Zeit hat, versucht man, Land und Leute näher kennenzulernen. Auch, wenn man sich oftmals mit Händen und Füßen verständigen muss, ist es interessant, mit Einheimischen in Verbindung zu treten!

Zypern war vor einigen Jahren unsere erklärte Urlaubsdestination und die Gastfreundschaft der einheimischen Zyprioten war sensationell!

So war es uns ein Leichtes, im Hotel, in dem wir abgestiegen waren, den Nachtportier, einen älteren Einheimischen, in interessante Gespräche zu verwickeln. Er freute sich schon immer darauf, wenn er Dienst hatte, uns bei unserer Rückkehr ins Hotel abzufangen und Neuigkeiten zu erzählen!

Unter anderem erzählte er uns von seiner tollen Segeljacht, mit der er sogar schon den zypriotischen Präsidenten aus einer seichten Stelle abgeschleppt hatte.

Und es kam, wie es kommen musste. Er überzeugte uns, mit ihm zu segeln, er wollte uns die Ostküste zeigen und wir sollten einen Tag für diesen Segelturn einplanen!

Auch die Managerin des Hotels bekam von unserem Vorhaben Kenntnis, sah uns mit einem nicht zu deutenden Seitenblick an, sagte aber nichts, warnte uns nicht und wirkte irgendwie voreingenommen.

Wir freuten uns auf den einen Tag am Meer, packten alles, was wir brauchten, in die Badetasche und schon als wir ins Segelboot einstiegen, kamen uns leichte Zweifel an diesem gewagten Unternehmen: Das Segelboot war eine Mini-Ausgabe von einem Segelboot und unser Skipper war in seinen Handgriffen nicht sehr sicher. Man merkte, er war schon lange nicht mehr gesegelt!

Um unseren Segelturn zu Ende zu bringen: Er dauerte ganze zwei Stunden, dann saßen wir an einer seichten Stelle fest. Der Hilfsmotor ließ sich leider nicht starten, die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel, zum Strand zu schwimmen ging nicht, es war zu weit. Unser Bootsmann fluchte und beteuerte immer wieder, das wäre ihm noch nie passiert, was wir ihm natürlich ganz und gar nicht glaubten. Wir konnten nur auf schnelle Hilfe hoffen, denn sonst hätten wir einen ganzen Urlaubstag verloren.

Als uns kurz darauf ein alter Fischerkahn aus der seichten Stelle zog, drängten wir unseren Segler, uns sofort am Strand abzusetzen, wir hätten genug vom Segeln. Irgendwie war unser Skipper ungehalten, er verstand nicht, dass wir dem Segelturn nichts mehr abgewinnen konnten. Erleichtert, dass dieses Abenteuer glimpflich ausgegangen war, plumpsten wir auf unsere Sonnenliegen am Strand und ließen diesen unsäglichen Segelturn Revue passieren.

Unser Zypern-Urlaub neigte sich dem Ende zu und so blieb uns unser Nachtportier erspart. Er hatte keinen Dienst mehr, solange wir noch im Hotel waren. Und die Hotelmanagerin!? Sie war heilfroh, uns gesund und munter wiederzusehen und erzählte uns, wir wären nicht die Ersten gewesen, die ihrem Nachtportier aufgesessen seien. Immer wieder versuchte er, Gäste für einen Segelturn zu gewinnen unter dem Motto: „Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön….!“

© Erika Eck 2021-09-09

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