von Matthias Schmidt
„Hörmal, Du musst Dich unbedingt mit so ´nem Verrückten treffen…der wirft das Geld mit beiden Händen raus und braucht Marketing für seinen Energy Drink“ spricht mein Freund Stefan am Handy. „Er kommt am Dienstag zu mir in die Firma, danach könnt ihr Euch ja in Köln treffen“. Stefan hat eine Dosenabfüllanlage und füllt auch die technisch anspruchsvolle, bei Energy Drinks beliebte, schmale, Slimline Dose ab. Am Dienstagabend bin ich mit dem verrückten Kunden im Friesenviertel verabredet.10 Minuten vor der Zeit, höre das tiefe Brummen eines V10 Zylinders und sehe einen schwarzen Lamborghini Gallardo langsam durch die Friesenstrasse rollen. Fünf Minuten später betritt ein berufsjugendlicher Yuppie Typ, mit Jeans und Chucks das Restaurant. Er ist circa 170 cm groß, schätzungsweise Ende 40, die Haare schwarz gefärbt und hat das Lächeln eines Gewinners. Ich gehe auf ihn zu und sage: „Sie müssen Sven Lugner sein, richtig?“
„Du kannst mich ruhig Sven nennen, alle nennen mich Sven!“
Er übergibt mir eine edle, transparente Visitenkarte aus Plastik mit der Aufschrift:
Sven (nur Sven kein Nachname) [email protected]
„Nenn´ mich Mattes“, erwidere ich hemdsärmelig. Nach dem üblichen small talk, Wetter, Anreise, Hotel und Speisekarte kommen wir zum Thema.
„Ich weiß nicht, was Stefan schon erzählt hat …“
Es geht um einen Energy Drink, dessen erste Abfüllung Sven um die Ohren geflogen ist. Ein Launch-Party VIP-Event in Mallorca ohne den explodierten Drink und viel Geld. „Nix“, sage ich trocken und lasse Sven erzählen. „Sagt Dir die Marke „69 Sexup“ etwas? “, „Nein“ antworte ich. „Also, ich war Produktentwickler bei der Firma Beate Uhse und habe unter anderem den Drink ‚69Sexup‘entwickelt. Mit ein paar Investoren habe ich später versucht den Laden zu übernehmen und als dies nicht klappte habe ich die Rechte an „69Sexup“ mitgenommen“. „Aha“!
 „Ja, die Rezeptur ist genial und schmeckt total nach Kirsche und viel besser als RED BULL. Aber ich habe erkannt, dass der Name zu billig dafür ist. „69sexup“ klingt, wie eine billige Fickbrause und ich wollte einen sexy Energy Drink im Stil des Hochglanz-Pornoregisseurs Andrew Blake erfinden. Von sex + energy war es dann nicht mehr weit zu „sexergy“.
„Das ist ja genau wie bei der HAselNUssTAfel HANUTA“, entgegne ich. „Stimmt genau so!“. Also der Name ist gut. Endlich mal kein Extremsport. Sven ist ein echter Sympath. Mit spitzbübischem Lächeln erzählt er von seiner Billigabfüllung in Kroatien, den explodierten Dosen und der Launch Party auf dem Paseo Maritimo ohne sexergy-Dosen sowie der Ungeduld seines Business Partners aus London mit dem Vertrieb und Marketing.
© Matthias Schmidt 2024-02-05