Silvester in Mexico

Sylvia Eugenie Huber

von Sylvia Eugenie Huber

Story

Vor meinem Abflug im Dezember 2007 nach Mexico habe ich all meinen Arbeitskollegen ĂĽber das Firmenhandy eine SMS geschrieben.

„Morgen geht es bei mir für 12 Tage auf Urlaub nach Mexico, daher jetzt bereits ein vorzeitiges Feliz navidad y feliz año nuevo. Liebe Grüße, Sylvia“

Von vielen kam ein „Ebenfalls frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!“ retour, doch von meiner Kollegin Michaela die Antwort, dass sie selbst für 3 Wochen, von Weihnachten bis zu den Heiligen Drei Königen, in Mexico wäre. Wir texteten ein paar Mal hin und her und nachdem wir beiden auf der Halbinsel Yucatán urlaubten, beschlossen wir uns zu Silvester zu treffen. Am 31. Dezember stand vormittags die Besichtigung Tulums am Plan, eine der wenigen Mayastätten, welche direkt an der Karibikküste lokalisiert ist. Meine Arbeitskollegin war im etwa 130 Kilometer entfernten Cancún des Bundesstaats Quintana Roo untergebracht und so fuhren wir ihr entgegen.

Das Treffen am Strand war sehr herzlich, wenn man den Zu-Fall bedenkt, sich zur exakt gleichen Zeit, gut 9.000 km von daheim entfernt, aufzuhalten. Die Zeitverschiebung erlaubte es uns zur offiziell österreichischen Silvesterstunde mit einem Cocktail anzustoßen. Als ich Michi fragte, was sie sich denn schon alles angeschaut hätte, musste ich mich fast zusammenreißen, um kein „Bist deppert?!“ auszusprechen. Sie war knapp 2 Wochen lang nur in Cancún und hat mit ihrer Begleitung lediglich am Strand gelegen.

„Also nicht böse sein, aber am Strand liegen kannst in Lignano auch, dafür musst nicht extra bis nach Mexico fahren. Aber die einzigartige Kultur hier, die solltest du keinesfalls verpassen!“

„Ja, wahrscheinlich hast du eh Recht. Wo warst du beziehungsweise ihr denn überall bis jetzt?“

„In Mérida, beim Naturreservat in Celestún, Uxmal – für mich die spektakulärste Pyramide, aber ebenso unbekanntere Stätten wie Kabah, Hochob, Edzná, Sayil, Xlapak, Labná, Mayapán, Cobá und natürlich Chichén Itzá, obwohl das total überrannt ist.“

„Wow, so viele??“

„Na klar, dafür bin ich ja hergeflogen.“

Nachdem wir uns verabschiedeten, fuhr ich mit meiner Freundin zum Abendessen in die Stadt und Michaela ging zurück in ihr Hotel für das Silvesterdinner. Vor dem Rückflug besichtigten wir noch eine weitere Ruine und das außergewöhnliche Museum in Mexico City, bevor es mit unzähligen Eindrücken im Gepäck wieder nach Hause ging.

Als ich Michaela wochenspäter in Österreich wiederbegegnete, dankte sie mir für die tollen Tipps mit den sensationellen Pyramiden, da sie sich mit ihrer Begleitung einen Tag später ein Leihauto nahm und fast jede der aufgezählten historischen Stätten besuchte und absolut beeindruckt von den imposanten Bauten war.

Ja, am Strand in der Sonne liegen ist definitiv fein, doch für die Kultur eines Landes sollte man unbedingt immer ausreichend Zeit einplanen. Für mich persönlich eine der besten Investitionen in einem fremden Land.

© Sylvia Eugenie Huber 2020-04-25