SILVESTER IN SYDNEY

Lara Maltrovsky

von Lara Maltrovsky

Story

Eigentlich nahmen wir die Fähre zu Manly Beach nur, weil wir im Australian Museum gelesen hatten, dass es dort eine Pinguinkolonie gibt. Tatsächlich war es aber die Fährfahrt an sich, die sich als eine unserer schönsten Unternehmungen in Sydney herausstellte. Das Wetter war perfekt, wir hatten endlich einmal ein bisschen Sonne und nicht nur grauen Himmel. Der Blick auf Harbour Bridge, Opernhaus und Botanischen Garten war viel besser als vom Land aus. Als wir schließlich an der Anlegestelle ankamen, waren unsere Haare vom Wind zerzaust und wir waren abermals um ein paar Eindrücke reicher. Von dort spazierten wir durch eine verschlafene Fußgängerzone, die sich anfühlte wie die Hauptstraße eines kleinen Küstenorts, bis zum Strand.

Später, zurück im Stadtzentrum, trafen wir einen Bekannten meines Freundes, der sich auch für Flugzeuge begeisterte. Die beiden tauschten sich über vergangene Reisen und zukünftige Buchungen aus, während ich daneben saß, zuhörte, aber nicht viel zum Gespräch beisteuern konnte. Stattdessen sorgte ich mich um mein gestörtes Temperaturempfinden, da ich wieder einmal die einzige Person war, die mit einem Pullover herumlief. Anschließend ging es für uns zurück in die Unterkunft, um unsere Sachen zu holen und uns für den Abend fertig zu machen. Durch unsere nagelneue ‚Friends of the Botanical Garden‘-Mitgliedschaft, hatten wir Tickets für das Silvesterpicknick im Park ergattert.

Beim Anblick der langen Schlange, die auf den Einlass wartete, bangten wir zunächst, ob wir überhaupt einen Sitzplatz bekommen würden, hatten von unserer hellblau-weiß karierten Picknickdecke aber schlussendlich perfekte Sicht auf Brücke und Opernhaus. Dann hieß es circa sechs Stunden auf Mitternacht warten, in denen wir zu Abend aßen, UNO spielten und sogar abwechselnd vor uns hindösten. Die Verpflegung hatten wir bereits am Vortag besorgt. Mein Freund war dezent genervt gewesen, weil ich im Supermarkt ewig gebraucht hatte, da ich es unheimlich interessant fand, durch die Gänge zu streifen und mir die verschiedenen Produkte anzusehen. Nur den Champagner zum Anstoßen hatten wir in meinem Koffer aus Österreich importiert.

Ein wenig zu schlafen stellte sich als sehr durchdacht heraus, so waren wir gegen elf Uhr abends wieder hellwach und bereit für das mitternächtliche Spektakel. Angeblich wurden an diesem Abend in Sydney allein acht Tonnen Feuerwerk verschossen und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ganze ohne Pause mindestens zehn Minuten lang ging. Batterie nach Batterie sandte Raketen in den dunklen Nachthimmel, der dann mit lautem Knall in atemberaubende Farben getaucht wurde. Die bunten Funken regneten nur so herab und als ich zu meinem Freund hinüberblickte, sah ich, wie sich der Glanz des Feuerwerks in seinen Augen spiegelte. Ich fand es unglaublich beeindruckend. Viel, viel schöner als in Wien, wo es zum Neuen Jahr immer kalt ist und einem beim Öffnen der Sektflasche die Finger abfrieren.

© Lara Maltrovsky 2023-01-27