von Momo Dio
Korinth, eine Landenge, welche das griechische Festland mit der Halbinsel Peloponnes verband und immer noch verbindet, hatte einst Aiolos zum König. Mit dem Mann dessen Vorfahren bereits göttlichen Geschlechts war, konnte sich kaum ein anderer König Messen. Er war gütig, loyal und geschickt im Denken, weshalb die Bürger der Stadt und auch die Götter ihn schätzten. Als er eines Tages Deimacho, einem einflussreichen Händler aus Trikka, half, schenkte er ihm zum Dank seine Tochter Enarete. Sie wurde seine Gemahlin und brachte ihm einige Nachfahren. Einer von Ihnen war Sisyphus.
Sisyphus war als Kind bereits auffällig intelligent. Seine Fähigkeiten übertrafen mit vier Jahren schon, die der meisten gelehrten in ganz Griechenland. Seine Raffinesse war unübertroffen. Selbst Athene die Göttin der Weisheit, konnte ihm nicht das Wasser reichen, weshalb der Hochmut und die Arroganz nicht lange auf sich warten ließ. Bald schon trickste er Götter aus, verriet den einen beim anderen und hetzte sie gegeneinander auf. Vergaß dabei jedoch seine Sterblichkeit. Doch als Zeus ihn für seine Untaten mit dem Exil in die Unterwelt bestrafen wollte, lächelte Sisyphus nur. Denn selbst dafür hatte er bereits einen Plan.
Durch das Fesseln des Wächters der Unterwelt entfloh er dem Tod, zum ersten Mal. Als sich nach vielen Jahren der Wächter endlich befreite, um ihn endgültig ins Exil zu schicken, war Sisyphus ihm jedoch wieder einen Schritt voraus. Er befahl seiner Frau Merope, wenn der Wächter ihn holt, Sisyphus Körper nicht zu begraben und keine Münzen auf seine Augen zu legen. Denn ohne einen Tribut war die Überfahrt nicht möglich. So entging er dem Tod ein zweites Mal.
Zeus schloss sich mit seinen Brüdern Poseidon und Hades im Olymp ein. Solange bis sie sich einig waren, was sie mit Sisyphus machen werden. Sie vereinbarten einen mündlichen Vertrag, woraufhin Hades höchstpersönlich sich dem Problem annahm. Hades brachte Sisyphus in die Unterwelt und legte im einen Fluch auf. Einen Fluch, der ihn bis in alle Ewigkeit beschäftigen sollte. Weil sie befürchteten, er könne einen Weg finden sie erneut zu täuschen, behielt er seine menschliche Form. Der Fluch erlaubte es ihm niemals die Spitze des Berges zu erreichen auf den er einen Felsbrocken hieven solle. Jedes Mal, wenn er kurz vor dem Ziel stehe, würde ihm der Brocken entgleiten. Bevor er seine Arbeit allerdings begann, fragte er Hades: „Falls ich jemals die andere Seite des Berges erreiche, lässt du mich dann Frei?“ Hades lachte laut, denn er war sich sicher, dass dies nicht möglich war und antwortete deshalb: „Einverstanden“. Er ließ es sich nicht anmerken, doch auch diesmal war Sisyphus Hades einen Schritt voraus.
Denn wenn selbst ein Tropfen einen Stein aushöhlen kann, was vermag dann wohl ein rollender Felsbrocken zu schaffen.
© Momo Dio 2023-08-04