Skypen für die Enkelkinder

Monika Kolovos

von Monika Kolovos

Story

Wir wurden schrittweise darauf vorbereitet, langsam ahnte man, dass die Coronavirus-Krise viel größere Ausmaße annehmen würde als ursprünglich vermutet. Meine Enkelin wurde schon zwei Tage früher vom Kindergarten daheim gelassen bevor die Nachricht kam, dass alle Schulen und Kindergärten geschlossen werden würden. Zum Glück hat sie eine Schwester im Babyalter und daher auch eine Mama, die noch nicht wieder im Beruf steht und für sie sorgen kann, genauso wie die Mutter meines sechs Monate alten Enkelsohns. Aber eine Woche ohne Großeltern?

Die Nachricht, dass sich alle Omas und Opas von ihren Enkelkindern fernhalten sollten, löste sofort Unbehagen bei mir aus. Eine Woche ohne das strahlende Lächeln zur Begrüßung an der Wohnungstür, ohne die Fortschritte der Babies zu bestaunen? Ein paar Tage, dann kann die Kleine schon wieder schneller krabbeln und der süße Bub ist noch wieder kräftiger geworden und lacht ganz laut. All die Freude, die Zärtlichkeit und Vertrautheit pausieren? Was würde das für mich und für die Enkelkinder bedeuten, für die unsere Begegnungen so selbstverständlich zum Alltag gehören?

Es war schon gut, die Stimme der „Großen“ zu hören. Das Telefonieren geht für eine Zweieinhalbjährige schon sehr gut, nur manchmal verstehe ich sie nicht so deutlich. Mit Video-Anruf klappt das viel besser, wie schön, sich zulächeln und zuwinken zu können. Aber warum nicht wieder einmal Skypen ausprobieren?

Im Nu ist man im Kinderzimmer angekommen, kann sich über die Fortschritte der Krabbelkinder freuen, PlayDooh-Werke bewundern, schlichtweg dabei sein, miteinander plaudern, sich austauschen.

Kaum hatte ich dieses soziale Medium wiederentdeckt, beschränkte sich der Kontakt nicht nur auf das Plaudern. Wie lustig kann es sein, dem Enkelkind per Skype ein Buch vorzulesen! Bei den Bilderbüchern wird nach jeder Seite die dazugehörige Illustration vor die Kamera gehalten und ich kann die neugierigen Augen meiner Enkelin sehen. Diese Art des Vorlesens macht ihr großen Spaß und wir können auf diese Weise diese vertraute Aktivität fortsetzen ohne nebeneinander zu sitzen.

Als nächstes plane ich, eine Geschichte aufzuschreiben, die ich für sie vor kurzer Zeit erfunden habe, denn sie liebt besonders die selbst kreierten Geschichten. Sie handelt von einem wohltätigen Zwerg, der bei allen Waldbewohnern beliebt ist und auch eine menschliche Freundin hat. Ich werde ihr die einzelnen Episoden mit Illustrationen schicken, damit sie diese ausmalen kann.

Und dann muss ich unbedingt ausprobieren, wie Kasperltheater über Skype funktioniert. Die alten Kasperltheater-Figuren warten schon seit 20 Jahren in einer großen Kiste darauf, wieder einmal Kinder zum Lachen und Staunen zu bringen.

Die Zeit wird schon schnell vergehen, wir sehen einander und lachen miteinander dank moderner Medien. Aber den Moment kann ich kaum erwarten, dass ich meine Enkelkinder wieder in den Armen halte und sie ganz nahe bei mir spüre.

© Monika Kolovos 2020-03-17

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