Sommer-Ende

Andrea Weiss

von Andrea Weiss

Story

Woran merke ich, dass der Sommer zu Ende geht?

Keine sehr rühmliche Frage, ich weiß. Immerhin gibt es offizielle Daten, an denen der Herbst beginnt und somit der Sommer endet. Der meteorologische Herbstbeginn fällt immer auf den 1. September, der kalendarische oder auch astronomische Herbstbeginn richtet sich hingegen nach dem Sonnenstand: Der Herbst beginnt, wenn die Sonne senkrecht über den Äquator steht, während sie ihn von Norden nach Süden durchschreitet. Die dadurch entstehende Tag-und-Nacht-Gleiche variiert zwischen dem 22. und dem 23. September. Soweit alles geklärt.

Um das Ende des Sommers zu erkennen, brauche ich diese Daten aber gar nicht. Einen ersten untrüglichen Hinweis bekomme ich, wenn ich abends im Garten sitze und es mich irritiert, dass es schon zu dunkel ist für die noch spürbare Wärme – die Tage sind bereits (so plötzlich?) kürzer geworden. Erst einige Wochen später werden die Abende dann deutlich kühler, ebenso wie die Morgenstunden, wogegen die Mittagszeit noch ordentlich an Temperatur zulegen kann

Auch wenn meine Lieblingsjahreszeit der Sommer ist – ich mag auch den Herbst mit seinen rauschenden, kräftigen Farben und seinen intensiven DĂĽften. An schönen Tagen genieĂźe ich die Sonne, die nicht mehr diese mitunter lähmende Hitze des Sommers hervorbringt. Trotzdem legt sich ein leichter, grauer Schleier ĂĽber mein GemĂĽt, das Vergängliche kommt mir in den Sinn. Gleichzeitig rufe ich mir selber laut und energisch zu: Das kommt alles wieder! Die Natur benötigt diese Reduktion, diese Ruhezeit, um sich zu regenerieren! Um Kräfte zu sammeln fĂĽr’s zartgrĂĽne Austreiben im FrĂĽhling, fĂĽr’s farbenprächtige BlĂĽhen im Sommer!

Im Garten fallen die Dirndln* vom Strauch, an den Lavendel- und Hortensienbüschen stehen noch die letzten Blüten. Beim Einsammeln und Schneiden habe ich diesen wunderbaren Kreislauf der Natur vor Augen. In diesem Jahr ist der graue Schleier etwas dicker als sonst, verflüchtigt sich weniger leicht. Jetzt, am Ende dieses Sommers, wird mir bewusst, wie sehr sich seit dem Frühling unser Leben verändert hat – und die wohl größten Veränderungen, nein, nennen wir es beim Namen: Einschränkungen, stehen uns im Lauf des Herbstes und Winters wohl noch bevor …

Eine untrügliche, jährlich wiederkehrende Erinnerung daran, dass der Sommer zu Ende ist, sind die Geburtstage von zwei Familienmitgliedern. Die Geburtstage unserer Viererbande sind nicht „irgendwie“ über das Jahr verteilt, nein, sie rahmen den Sommer ein! Die Symmetrie, die mir dabei auffällt, lässt mich schmunzeln: Zwei Geburtstage am Übergang aus dem Frühjahr, zwei am Übergang in den Herbst, jeweils eine männliche und eine weibliche Person, jeweils ein Elternteil und ein Kind, immer zwei und zwei mit nah beisammen liegenden Daten. Wenn ich an die immer schönen, freudigen Familienfeste denke, lichtet sich der graue Schleier.


*österreichisch für Kornelkirsche


© Andrea Weiss 2020-09-26

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