„Sus“, “wyld”, „sheesh“

Gaby Moser

von Gaby Moser

Story

Man könnte meinen, die Tastatur meines Laptops hat sich selbstständig gemacht. Nein, keine Angst, ich bin auch nicht auf meinen Tasten eingenickt. Mein Sprachvermögen ist, Gott sei Dank.ebenfalls noch intakt.

Bei diesem Buchstabengewirr handelt es sich um Begriffe aus der Jugendsprache. Kaum zu glauben, aber wahr. „Sus“ bedeutet suspekt, verdächtig, „wyld“ soll heftig bzw. krass ausdrücken und „sheesh“ ist ein Ausdruck des Erstaunens wie „Oha“. Finden Jugendliche heute etwas besonders peinlich, dann ist es „cringe“. Ältere Menschen sind für sie „Boomer“, manche davon werden als „Lauch“ bezeichnet, wenn sie besonders schlank sind. Ha, reingefallen. „Lauch“ hat in dieser Sprache nichts mit Gemüse zu tun. Auf dem Gebiet wären die Jugendlichen sicher ziemlich „lost“. Gleichzusetzen mit planlos oder ahnungslos.

Schleudert uns in Zukunft ein Jugendlicher ein „Mashallah“ entgegen, sollten wir uns geschmeichelt fühlen. Es ist nämlich ein Kompliment und will uns sagen, dass etwas großartig ist. Bei „Porno“ handelt es sich nicht um die Mitteilung über Pornografie plaudern zu wollen, sondern es ist ein Synonym für interessant. Ein „Banalverkehr“ hat ebenfalls nichts Anrüchiges an sich, es ist ganz einfach ein langweiliger Chatverlauf.

Auch eine „Bestie“ kann man im „Beef“ „bashen“. Übersetzung: Auch eine Freundin kann man im Streit besiegen. Lungert man an einer Straßenecke herum und trinkt, dann „cornert“ man. Beim „Fernschimmeln“ wird uns klargemacht, dass man nicht an seinem gewohnten Platz chillt. Hat man weder Durst noch Hunger, dann ist man „gefresht“ – sprich satt. Ich persönlich hätte es lieber, wenn mein Partner mich mit Liebling oder Schatz anspricht als mit „Habibi“. Aber was weiß ich denn schon? Ist man noch nicht in Pension, muss man ganz schön „husteln“, also hart arbeiten.

Um nicht zu „modeln“ muss ich „looten“. Also um nicht meinen Hunger aushalten zu müssen, sollte ich einkaufen gehen. Ein „Bratan“ (Kumpel) wird sicher nicht so „cheedo“ sein, wenn er „sozialtot“ ist. Im Klartext heißt das: Ein Kumpel ist sicher nicht so cool, wenn er in keinem sozialen Netzwerk angemeldet ist.

Mir reicht es, ich werde jetzt „ahnma“, mich dabei „einwrapen“ und einfach nur “merkeln“. Na gut, einmal übersetze ich noch: Ich werde versuchen es zu verstehen, mich dabei in eine Decke einwickeln und einfach nichts tun.

Foto Pixabay

© Gaby Moser 2022-05-01