von Anna Geier
Ein netter Urlaub mit einer Woche Biodanza sollte es werden. Wir meldeten uns an, weil auch Kinder mitkommen konnten. Ein Gruppe aus Wien reiste privat an, mit Zug und Fähre und wir waren mit dabei.
Von der Insel hatte ich noch nie gehört. Gleich nach dem Ankommen kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Keine Straße, keine Autos, kein Hotel, nur ein kleiner Ort mit einer Kirche, einem Weinkeller, einer kleinen Pizzeria und einem Gasthaus, das meist geschlossen war. Unsere Unterkunft war in einem einfach renovierten Privathaus, das einer Aussteigerin gehörte. Die Einwohnerzahl lag unter 200.
Da es auf der Insel kein Wasser gibt, bekommen die Bewohner einmal pro Jahr, eine Schiffsladung voll, in ihre Zisternen gefüllt und das muss reichen. Das hieß im Klartext: Keine Dusche! Aus dem Wasserhahn tropfte es, das reichte zum Händewaschen und zum Zähneputzen.
Die Biodanza- Gruppe traf sich jeden Vormittag zu einer Übungsstunde. Fünf Kinder gab es damals auf der Insel, die in dem wackeligen Raum unterrichtet wurden, den wir als Übungsraum verwenden durften, da dieser im Sommer frei war.
Nach der täglichen Übungseinheit gingen wir verschwitzt an den Strand, um zu baden. Eine kleine Sandbucht gab es, die durch einen sandigen Hohlweg zu erreichen war. Staubig und verschwitzt dort angekommen, suchten wir für unser Badetuch ein Platzerl. Es war nicht einladend, denn dort lag der Müll der gesamten Saison. Unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen, aber alle trafen sich dort. Es gab keine Alternative, daher war diese Müllhalde unser Nachmittagsaufenthaltsort.
Wenn wir am Rückweg durch den sandigen Hohlweg durchschlüpften, kamen wir wieder staubig in der Unterkunft an, daran mussten wir uns gewöhnen. Das Essen war einseitig, denn es gab nur die kleine Pizzeria.
Morgens um 7 Uhr stand ich schon vor dem kleinen Geschäft, um das nötigste für ein Frühstück zu bekommen. Es gab nicht alles zu kaufen und Brot war schnell ausverkauft. Da wir unser Kind mit dabei hatten, brauchte ich auch immer einen Vorrat, wenn er spät abends noch einmal Hunger bekam. Brot, Wasser, Käse, Gemüse und Obst als Grundnahrungsmittel trachtete ich immer für 2 Tage im Voraus zu haben.
Nach der ersten Woche hatte ich genug von diesem Urlaub und fuhr alleine zurück nach Wien. Meine beiden Männer blieben noch die zweite Woche. Um 5 Uhr morgens verließ ich mit der Fähre die Insel mit dem Auftrag : “ Pass auf unser Kind auf und kaufe genug zum Essen ein!“ Bei der Rückfahrt im Zug erfuhr ich einiges von der seltsamen Insel.
Eine Woche später kamen meine beiden Urlauber zurück. Die ersten Worte waren: “ Bitte, erschrecke nicht!“ Von Kopf bis Fuß war mein Sohn mit Schrammen, Wunden und blauen Flecken übersät. Ein kleiner Raufbold, der dort auf der Insel war, hatte ihn die ganze Woche attackiert. “ Schön war es, nichts ist geschehen und verhungert sind wir auch nicht! “ ,lachten mich beide an.
Diese Insel sah mich nie wieder!
© Anna Geier 2020-03-29