Ich saß in meinem Arbeitszimmer, umgeben von einem Chaos aus Büchern, halbfertigen Notizen und einem Kaktus, den ich »Ernest« getauft hatte – zu Ehren von Hemingway, natürlich. Mein Laptop starrte mich an, die leere Seite verhöhnte mich. Ich wollte eine Geschichte schreiben, aber meine Kreativität hatte sich offenbar in den Urlaub verabschiedet. Also beschloss ich, sie mit ein paar ausgefallenen Methoden zurückzulocken.
Zuerst der »Kreativitätstee«, den ich im Internet bestellt hatte. Angeblich eine Mischung aus exotischen Kräutern, die die Fantasie beflügeln. Ich schlürfte das bittere Gebräu und wartete auf den Geistesblitz. Stattdessen rumorte mein Magen. »Na toll«, murmelte ich, »jetzt bin ich nicht nur ideenlos, sondern auch noch seekrank.«
Nächster Versuch: Yoga. Ich rollte eine Matte aus, die ich unter einem Stapel alter Manuskripte fand, und probierte die »Nach unten schauende Muse«. Nach zwei Minuten verrenkte ich mir fast den Rücken und beschloss, dass Yoga vielleicht nicht die Antwort ist. Ernst, der Kaktus, starrte mich teilnahmslos an. »Was meinst du, Ernest? Soll ich aufgeben?« Keine Antwort. Aber ich hatte gelesen, dass Pflanzen gute Zuhörer sind, also redete ich weiter: »Weißt du, ich brauche nur eine winzige Idee. Irgendwas!«
In dem Moment klingelte es an der Tür. Mein bester Freund Max stand davor, ein pragmatischer Typ, der meine kreativen Eskapaden oft mit einem Kopfschütteln quittierte. »Was machst du da?«, fragte er und deutete auf die Yogamatte und den Tee.
»Ich booste meine Kreativität«, sagte ich stolz.
Max verdrehte die Augen und blickte auf den Kaktus. »Du könntest auch einfach spazieren gehen oder ein Buch lesen. Aber nein, du musst natürlich mit einem Kaktus reden.«
Er kannte mich anscheinend zu gut, aber ich ignorierte ihn und setzte mich wieder an den Schreibtisch. Dabei stieß ich versehentlich den Tee um. Die braune Flüssigkeit ergoss sich über meine Notizen. »Mist!«, fluchte ich und griff nach einem Tuch. Während ich die Sauerei wegwischte, fiel mein Blick auf ein altes Notizbuch, das unter dem Teebecher lag. Es war voller Skizzen und Ideen, die ich vor Monaten aufgeschrieben und vergessen hatte.
Plötzlich – zack! – da war sie: die Idee. Eine Geschichte über einen Schriftsteller, der mit einem Kaktus sprach und dabei seine beste Idee fand. Ich grinste Max an. »Siehst du? Der Tee hat funktioniert!«
Max lachte. »Klar, der Tee hat das Notizbuch freigelegt. Total magisch.«
Ich setzte mich hin und begann zu schreiben. Die Worte flossen, als hätte ich nie eine Blockade gehabt. »Manchmal«, murmelte ich, »muss man nur ein bisschen Chaos veranstalten, um die Muse zu wecken.«
© Kreative-Schreibwelt 2025-04-16