von Moni S
Einige Tage sind vergangen.
Ich funktioniere im Alltag, weil mir eigentlich nichts anders übrig bleibt. Jeden Morgen stehe ich parat, ob ich will oder nicht. Diese Frage stellt sich nicht. Ich will, ich muss. Hab ich die Energie dazu. Eigentlich nicht. So sehr bin ich im Schock, meiner Fassungslosigkeit, meiner Ungläubigkeit und meiner Trauer gefangen. Trotzdem mach ich es. Irgendwie. Steht das mit meinen Werten und meiner Vorstellung von Mutterschaft im Einklang? Eigentlich nicht. Doch ich geb alles, was ich zu diesem Zeitpunkt geben kann. Mein Bestes.
Das Kind will versorgt werden, braucht (und verdient) meine Aufmerksamkeit. Kann ich ihm das immer geben? NEIN. Zu sehr bin ich in Kontakt mit Trauern, verstehen wollen, Gedanken über meine nächsten nötigen Schritte, meiner neuen Rolle als Alleinerziehende, meinen Ängsten und Sorgen, meiner Fassungslosigkeit, meinen Erinnerungen an schöne Zeiten, meinem Schmerz.
Mein Kind weiß und versteht eigentlich noch gar nicht, was da geschehen ist. Das kleine System kann nicht in “Folgen” oder “Auswirkungen” denken. Wahrscheinlich ist es so, als ob Papa im Urlaub wäre. Vermute ich rückblickend.
Ein Teil in mir merkt, dass ich aus diesem Funktionieren, Trauern, Grübeln usw. ausbrechen muss. Der andere Teil schwelgt in Sehnsucht nach dem “ersehnten” und “erhofften” gemeinsamen Familienglück(?). War´s das wirklich gewesen? Hätte ich etwas anders machen sollen? Ich liebe diesen Mann doch. Zwei Jahre zuvor haben wir JA zueinander gesagt, JA zu einem gemeinsamen Weg, JA zu den Stärken und Schwächen des jeweiligen Anderen. Und jetzt soll plötzlich alles, was jemals schön war, keinen Wert mehr haben? War das wirkliche Liebe? Haben all die “Versprechen” und “Beteuerungen” eigentlich irgendeinen Wert gehabt? Hab ich mir das eingebildet? Es rattert in meinem Kopf, permanent.
Der ausbrechende und autonome Teil ist in dem Moment viel stärker präsent und sucht gezielt nach Hilfe. Einerseits um mich “abzusichern”, andererseits um meinen emotionalen Zustand halbwegs stabil zu halten.
Ich vereinbare also erstens, aufgrund der finanziellen Not, in der ich mich aufgrund der vorangegangen Geschichte befinde, einen Termin bei einem Anwalt, zweitens habe ich psychologische Unterstützung. Ich brauche Führung in dieser emotional geladenen Zeit. Jemand, der mich instruiert, was meine nächsten Schritte am Weg zur Verarbeitung, zur Scheidung und zur “Sicherheit” für mich und mein Kind sind. Was ich dort erfahre, erschreckt mich im ersten Moment. Juristische Klarheit, welche mich zuallererst erstarren ließ. Und mich dazu veranlasste erstmal keine rechtlichen Schritte einzuleiten. In meinem Verständnis musste es ja möglich sein, mit dem Mann, mit dem ich bewusst und liebend eine Familie gegründet habe und zu dem ich JA gesagt habe, eine einvernehmliche und auf Verständnis basierende Lösung zu finden…
…to be continued…
© Moni S 2021-06-01