The Munsters

Hermann Karosser

von Hermann Karosser

Story

Erinnert sich noch jemand an die ‚Munsters‘? Jene ebenso skurrile wie sympathische Persiflage auf die ‚Addams Family‘? Beide Serien liefen Mitte der 1960er Jahre, von den ‚Munsters‘ 70 Episoden in 2 Staffeln.

Die ‚Munsters‘ waren, anders als die ‚Addams Family‘, keine alltĂ€gliche Familie. Der ĂŒber 300 Jahre alte Opa Munster zum Beispiel stammte aus Transsilvanien, das sagt eigentlich schon alles. Er konnte sich in einen Wolf oder eine Fledermaus verwandeln. – Nicht weniger seltsam, Lily Munster, ebenfalls Transsilvanierin, Hausfrau und Feministin. – Dann ihr und Herman’s Sohn Eddie mit den kleinen ReißzĂ€hnen, die sich einmal im Monat vergrĂ¶ĂŸerten. – Aus dem Rahmen fiel Marilyn, die hĂŒbsche Blondine, die wegen ihres ‚normalen‘ Aussehens als hĂ€sslichstes Familienmitglied galt.

Ja und dann gab’s natĂŒrlich Herman, das Familienoberhaupt. Mit seinen 2,20 Metern GrĂ¶ĂŸe ein wenig tollpatschig, aber in seiner NaivitĂ€t auch immer liebenswert. Er entstammte einem Labor in, wie könnt‘ es anders sein, Deutschland, wo ein gewisser Dr. Frankenstein ‚Menschen‘ aus BaukĂ€sten zusammensetzte.

Meine Namensgleichheit mit Herman war, zumal gerade in der Zeit am Internat, fatal. Da konnte ich von GlĂŒck sagen, dass es noch zwei weitere HermĂ€nner in meiner Klasse gegeben hat. Aber, ohne uns mobben oder beleidigen zu wollen, fiel seitens der MitschĂŒler anstelle der schlichten Anrede ‚Hermann‘ jetzt schon auch mal ein „Hey, Herman Munster!“.

„ICH HAB‘ JETZT EINEN PORT, SO WIE HERMAN MUNSTER“, hab ich nach meiner letzten OP in Großhadern an meine Freunde geschrieben und ein Foto von dem zweifelhaften Vorbild beigelegt. – Dr. Frankenstein hatte doch bei seiner Schöpfung Hermann Munsters ihm am Hals links und rechts so eine Art Ventil eingebaut, das wie bei einem aufblasbaren Spielzeug immer deutlich sichtbar dort abstand.

Mein ‚Port‘ ist demgegenĂŒber ‚HiTech‘. Ein Portkatheter, wie er ausgeschrieben heißt, ist ein dauerhafter Zugang in eine Vene. Er wird unter der Haut eingepflanzt, bei mir zum Beispiel unterhalb des linken SchlĂŒsselbeins. Der Port besteht aus einer kleinen Kammer mit einem Schlauch, der in eine herznahe Vene mĂŒndet.

Vorteil dieses Implantats: Mit einer Spezialnadel kann man mir Medikamente direkt ĂŒber den Port zufĂŒhren. So muss nicht jedes Mal neu eine Vene angestochen und ein Zugang gelegt werden.

Aktuell werden mir bei einem Zyklus 16 Liter NaCL zum ‚wĂ€ssern‘ und die mindestens 4 Beutel Ifosfamid sowie das Aperol-farbige Doxorubicin ĂŒber meinen Port in den Körper geleitet.

Als ich Herman Munster dazu fragte, ob er so einen Port nicht als verunstaltend empfindet, antwortete er mir:

„The lesson i want you to learn is, that it doesn’t matter what you look like. You could be tall or short or fat or thin or ugly or handsome like your father or you can be black or yellow or white, it does not matter. What matters is the size of your heart and the strength of your character“ (Originalzitat aus der Serie).

© Hermann Karosser 2021-06-26

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