Tony & Guy in München

Wolfgang H. Wieshofer

von Wolfgang H. Wieshofer

Story

An einem schönen Frühlingstag besuche ich wieder einmal München. In knapp eineinhalb Stunden bin ich da. Ich habe Glück, die Autobahn ist heute nicht so voll wie üblich.

Ich mag diese Stadt im Frühling wenn alles erblüht und die Sonne schon ihr Bestes gibt. Die Menschen bummeln durch die Stadt und in den Gastgärten und in den Parks ist schon jede Menge los.

Ich spaziere durch die Einkaufstrassen und kaufe ein paar T-Shirts, eine Short und ein paar leichte Sommerschuhe. Später gönne ich mir einen Cappuccino in einem begehrten Café und schlendere weiter ohne bestimmtes Ziel.

Die dicken Autos der Münchner stören mich heute nicht, man braucht diese Dinger halt in dieser großen Stadt.

München bietet einfach viel, einmal ganz andere Geschäfte als in Salzburg oder Wien. Ich mag auch die Bayern im Allgemeinen. Die Standler am Viktualienmarkt genauso wie die frechen Kellner in den Bars und Cafés. München ist durchaus schick und das tut der Stadt einfach gut.

Wie ich so dahin schlendere fällt mir ein besonders toller Friseurladen auf und ich erblicke mein Konterfei in einem Spiegel. Ich könnte mal wieder einen Haarschnitt brauchen, denke ich. Hier kennt mich keiner und in der Fremde bin ich von Natur aus mutiger.

Also trete ich ein und zu meiner Überraschung kommt auch gleich ein junger Mann auf mich zu mit den Worten:“ Da sind Sie ja, wir haben schon auf Sie gewartet“. Das ist mal eine Begrüßung, denke ich und lege meine Sachen ab. Schon begleitet mich eine junge Dame zum Waschbecken und wäscht meine Haare. Man bringt mich zum Platz wo man die Haare schneiden wird. Zu meiner Verwunderung fragt mich keiner, wie ich denn meinen Haarschnitt haben möchte. Was mich dann doch etwas stutzig macht ist, dass mehrere junge Leute um mich herumstehen während ein eloquenter Engländer meine Haare mit Esprit schneidet und fönt.

Letztlich schießt man auch noch ein Foto von mir, was mich jetzt wirklich durcheinander bringt. Vielleicht macht man das jetzt so in München, denke ich, gehe zur Kassa und da drückt mir eine junge Dame 30 Euro in die Hand und bedankt sich höflich für mein Erscheinen. Ich denke, München gefällt mir jetzt noch besser.

Ich lasse mir nichts anmerken, stecke das Geld weg und öffne die Tür. Ich drehe mich nochmal kurz um, wobei mir ein kleines Plakat auffällt. Darauf steht: Heute kein Betrieb wegen Vorführung von TONY & GUY aus London, unsere Mitarbeiter und Azubis werden heute an professionellen Models geschult. Danke für Ihr Verständnis.

© Wolfgang H. Wieshofer 2020-04-14