Transsibirische Eisenbahn

Richard Krampl

von Richard Krampl

Story

Es gibt ja immer wieder so Sachen, da denkt man sich: das will ich noch machen. Die „Transsib“, das ist so einer dieser „Lebensträume“. 2015 war es bei mir so weit. Schon die Hinfahrt nach Moskau war so eine gewisse „Odyssee“ über Polen und Weißrussland anstatt wie geplant über die Ukraine. Naja, dort fahren die Züge halt nur einmal am Tag anstatt wie bei uns jede Stunde. Aber wie soll man das vorher wissen… Als ich dann endlich am Bahnhof in Moskau stand, vor der rauchenden Diesellok, das war schon „geil“. Eines vorweg: Es hat mir voll getaugt. Ich würde es jederzeit wieder machen. Aber eher nur von Großstadt zu Großstadt. Und vielleicht in jeder Großstadt genau einen Tag Pause. Weil: „Weit“ ist ein Hilfsausdruck. Und falls es wer nachmachen will: nehmt bitte Beschäftigungstherapie mit. Man kann nicht acht Tage lang aus dem Fenster schauen…Man darf sich den Zug nicht so vorstellen wie bei uns: es gibt nur Schlafwagen. Im Speisewagen waren genau zwei Leute. Die Durchschnittsrussen können sich ein Essen im Speisewagen nicht leisten. Dort habe ich mir auch eine „tolle“ Magenverstimmung“ aufgerissen. Einen Salat in der Transsib zu essen ist auch keine wirklich gute Idee…In Irkutsk machte ich einen Tag Pause. Da hatte ich schon auf der Anreise an der Grenze Polen/Weißrussland Leute kennengelernt und die besuchte ich dort (Nesterowa 24/3). (Die waren eben vernünftig und sind geflogen…). Deren Mutter/Schwiegermutter/Oma war Logopädin und lebt dort mit ihrem Bruder. Am Nachmittag nahmen sie mich mit in deren Datscha. Also echt toll. Mit Banja, Hühnern, Kartoffeln, Gemüse, Beerensträuchern, Katze, Häuschen, Küche, Bett, Fernseher und so einem Oktogon-Salettl. Als die dann das Essen aufgetragen haben, da wurde mir so richtig bewusst: Ich bin mitten in Sibirien! Mir hat es dort derart gut gefallen, dass ich bei der Rückreise gleich zwei Tage dort geblieben bin. Also so richtig: „Familienanschluß“. Die Julia (Tochter), der Tomasz (Polen/Schwiegersohn), deren Töchterchen (u.a.) „Susanka“ (damals 8) leben jetzt ja in London. Die „switchen“ ja beim Reden so total problemlos zwischen russisch, polnisch und englisch hin und her.

In Wladiwostok bin ich dann zwei mal baden gegangen und da wurde mir erst danach bewusst: Jetzt bin ich im Japanischen Meer geschwommen. In Sibirien gibt es bekanntlich kontinentales Klima, also im Juli/August so richtig heiß. Trotzdem war es gut zum Aushalten, bis auf zwei mal: da war es „megaheiß“, also so richtig, dass dir das Hemd am Körper klebt. Die zwei Speisewagenkellnerinnen – mit denen hatte ich mich im Laufe der Zeit durchaus angefreundet, weil ich bin praktisch immer im Speisewagen gesessen, ich brauche ja immer einen Tisch – die haben mir netterweise eine Dusche angeboten. Auf die russische Methode: Ich bin am WC gesessen und eine Kellnerin hat mir einen Kübel kaltes Wasser drüber geleert. Ich war so richtig erleichtert – wie ich feststellen durfte: auch meine Geldtasche…

© Richard Krampl 2020-09-11

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