Trennung

Sonja Skok

von Sonja Skok

Story

Eine Trennung von Igor war unumgänglich, um die Wahrheit herauszufinden. Diese musste vor allem auch räumlich sein. Nur so konnte ich beobachten und hinspüren. Ich funktionierte irgendwie, angetrieben von einer inneren Klarheit. Als ich Igor dann nach ein paar Tagen direkt mit dieser Aussage konfrontierte, war er extrem schockiert und verletzt hinsichtlich der Anschuldigungen meinerseits. Aufgrund der für ihn in diesem Moment ungerechten, sowie aussichtslosen Situation, willigte er schweren Herzens ein, vorübergehend zu seinen Eltern nach München zu ziehen. Für mich war es nahezu unerträglich, ihn so verzweifelt zu sehen. Ich konnte die Bedeutsamkeit fühlen, Igor gegenüber offen zu bleiben und zu vertrauen.

In letzter Zeit war Igor oft so abwesend und unnahbar gewesen und sprach nicht viel. Er funktionierte unter Druck auf seine Art, mit der ich nicht besonders gut klarkam. Ich wollte kein Paar sein, das nebeneinander her lebt. Auch nicht mit kleinen Kindern. Ich hatte die Vorstellung von der romantischen Liebe und dem Prinzen, der mich auf Händen trägt, auch inmitten von Babybrei, Windeln wechseln und stillen. Der nur für mich da ist, sobald die Kinder schlafen. Ich erkannte nicht die mir fehlende Selbstliebe und den Mangel in mir, der dazu führte, dass ich verzweifelt im Außen suchte. 

Ich war vollkommen auf mich alleine gestellt, denn ich sollte und konnte auch mit niemandem darüber reden. Als Familie wollte ich uns die Möglichkeit offen lassen, wieder zusammenzufinden und weiterhin in Tutzing zu wohnen. Als Alleinerziehende Mutter konnte ich mich überhaupt nicht sehen. In mir nagte weiterhin die Frage, ob er etwas mit einer anderen hatte. Meine Sehnsucht nach echten Liebesbeweisen nach meinen Vorstellungen war sehr groß. Ich wollte ganz sicher sein, dass wir wirklich zusammengehören und füreinander bestimmt sind. An meiner fehlenden Selbstliebe zu arbeiten, kam mir damals nicht in den Sinn. Ich war noch nicht bereit dazu, meine inneren Themen anzuschauen.

Es gab nur eine Freundin, der ich mich in dieser Zeit anvertraute. Sie empfahl mir eine Schamanin zur Wohnungsreinigung, von der Igor nichts wusste. Ich durfte miterleben, wie die Schamanin die weibliche Kraft befreite, die dort im Haus gefangen war. Hier waren vermutlich in der Vergangenheit Dinge passiert, die mit der Verletzung der Weiblichkeit zu tun hatten.

Als Igor das erste Mal nach der Reinigung die Wohnung betrat, begann er zu weinen. Es brach einfach so aus ihm heraus, als wäre in dem Moment ein Damm gebrochen und ein Tor aufgegangen. Es war unglaublich für mich mitzuerleben, wie emotional er reagierte. In unserer bisherigen gemeinsamen Zeit hatte ich ihn noch nie weinen sehen. Erst dann erzählte ich ihm von der energetischen Wohnungsreinigung und der Vermutung der Schamanin, er könnte „fremd besetzt sein“, was bedeutet, dass er die Energie einer anderen, verstorbenen Seele angenommen hat.

© Sonja Skok 2024-02-19

Genres
Spiritualität, Lebenshilfe
Stimmung
Emotional, Informativ, Inspirierend