Überwachung im Spital

Leinad

von Leinad

Story

Nun saß ich hier in meinem Einzelzimmer. „Eingesperrt“ in der Psychiatrie. So machen „die“ das, wenn jemand zu viel weiß. Wissen ist Macht und die MĂ€chtigen schĂŒtzen dieses Wissen, komme, was wolle. Die brauchen keinen 22-jĂ€hrigen Whistleblower, der bestimmte Sachen ausplaudert.

An der Decke sah ich es außerdem ganz genau. Die kleine Abdeckung der Überwachungskamera. Die musste ich unbedingt ausschalten. Die Decke war jedoch ca. drei Meter hoch und ich hatte keine Ahnung, wie ich da hochkommen sollte. Ich ĂŒberlegte. In dem Raum gab es nur ein Bett, einen Tisch und zwei StĂŒhle. Die Aktion wĂŒrde riskant werden, aber ich wagte es. Tisch unter die Kamera, zwei StĂŒhle drauf und hochklettern.

Gedacht, getan. Ich entfernte als gelernter IT-Techniker blitzschnell die Abdeckung und bog die kleine Kamera um, die sich darunter befand. Schnell wieder runter, alles an seinen Platz und ruhig dasitzen und abwarten.

Kurze Zeit spĂ€ter kam schon ein Pfleger angelaufen und sagte, dass sie vorne eine „Störung“ gemeldet bekommen hĂ€tten, ob ich irgendetwas umgestellt hĂ€tte. „Klar hab ich das. Hab die Kamera dort oben deaktiviert, die hat mich genervt“, antwortete ich.

Erstaunt schaute mich der Pfleger mit großen Augen an und sah an die Decke und wieder zu mir in die Ecke. „Wie sind Sie denn da hochgekommen?“, fragte er. Ich grinste und beachtete ihn nicht weiter. Er verließ mein Zimmer und ich war beruhigt, endlich meine „Ruhe“ zu haben.

Doch die Überwachung war noch nicht zu Ende, wie ich in KĂŒrze merken sollte. Eines Tages beim Essen fiel das Licht von draußen durchs Fenster auf den LĂŒftungsschacht und plötzlich blitzte mir etwas ins Auge. Ich muss sagen, meine „Sensorik“ war extrem fein „getunt“ aufgrund der Angst vor „ihnen“. Irgendetwas war dort oben hinter den LĂŒftungsschlitzen. Diesmal machte ich es offiziell und holte den Pfleger.

„Da oben ist was im LĂŒftungsschacht, holen Sie das bitte raus“, sagte ich zu ihm. „Aber Herr Saah, das bilden Sie sich doch nur ein“, erwiderte er.

„Holen Sie das jetzt da raus!“, sagte ich noch mal.

Der Pfleger hatte keine Leiter auf der Station und sagte, das mĂŒsse der Hausmeister machen, es sei fĂŒr ihn zu gefĂ€hrlich. „LĂ€cherlich!“, dachte ich mir. „Wenn Sie es nicht können, mach ich es!“ Der Pfleger nickte und ich baute erneut meine wackelige Tisch-Sessel-Konstruktion auf, stieg nach oben und holte zum erneuten Erstaunen des Pflegers eine glĂ€nzende Uhr der Marke Diesel hervor.

„Was soll der Scheiß?“, fragte ich ihn. Da ist doch bestimmt wieder eine Kamera und ein Mikro drin! Ich kannte die damalige Technik sehr genau und es war ĂŒberhaupt kein Problem, so eine Uhr im Internet zu kriegen. Der Pfleger wollte mir weismachen, dass die Uhr nicht von ihnen war.

Ich wusste ja, dass mich diese Idioten hier nur festhielten, damit ich nichts ausplauderte, doch der Pfleger versicherte mir, er werde diese Angelegenheit aufklÀren.Die Angelegenheit wurde auch aufgeklÀrt, aber das ist eine andere Geschichte.

© Leinad 2021-01-02

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