Venedig mit Hund

Aibiko

von Aibiko

Story

Wenn der MĂ€rz da ist, aber der FrĂŒhling noch nicht, treibt es mich fort. Vor Corona war sowieso alles anders. Jetzt wollte ich eine seltsame Mischung aus sentimentaler Tradition und noch immer nicht erledigter Mutprobe. Ich habe jedem meiner Hunde einmal das Meer gezeigt und war noch nie alleine auf Urlaub. Die Entscheidung fĂŒr den Lido von Venedig ohne Mann, dafĂŒr aber mit Fuchsdackelschweinshuahua war leicht.

Mitte MĂ€rz findet man dort am Strand Muscheln, bereits offene Strandcafes und Freundlichkeit gegenĂŒber Hunden. Erst Mitte April beginnt dort die Badesaison und endet die Strandfreiheit fĂŒr Hundebesitzer. Alle zehn Minuten schwimmt ein Vaporetto hinĂŒber nach Venedig und außer einem Beißkorb verlangen die Italiener nicht viel, um sogar eine Dogge nach drĂŒben mitzunehmen.

Diese schönen Erinnerungen wollten mich vergessen lassen, dass ich diesmal alleine und noch dazu mit einem schwierigen Straßenhund unterwegs sein wĂŒrde.

Meine erste Mutprobe war, schon ab Wiener Neustadt das Navi abzudrehen und mich wie frĂŒher, nur mehr an Hinweisschildern außerhalb der Windschutzscheibe zu orientieren. Die zweite bestand darin, meine etwas zu klein geratene, völlig traumatisierte vierbeinige Poolwurst von fremden Menschen fernzuhalten. Die dritte, mit diesem unfreundlich knurrenden, den ZweiMeterAbstand aus der Pandemiezeit vermissenden, Coronadackel trotz allem einen schönen Urlaub zu erleben.

Wundersam erfolgreich mit dem Auto auf der FĂ€hre zum Lido gelandet, erstaunte mich das MitgefĂŒhl der anderen, weil ich meinen Hund tragen musste, um ĂŒber die steilen Stiegen hinauf zum Deck der FĂ€hre zu kommen. Daumen hoch von ein paar Matrosen ĂŒber die Klugheit meiner kleinen Nano, ausreichenden Abstand von der Railing beim Anblick auf Venedig wĂ€hrend der Fahrt zu halten. Die Dame an der Hotelrezeption gab mir ohne Aufpreis ein grĂ¶ĂŸeres Zimmer mit separatem Eingang, um meinem Hund den Anblick der anderen HotelgĂ€ste zu ersparen. Der Spaziergang am Strand brachte nicht nur verstĂ€ndnisvolles LĂ€cheln fĂŒr den fehlgeschlagenen Versuch meiner HĂŒndin, Salzwasser zu trinken, sondern auch eine SchĂŒssel Frischwasser vom Barkeeper, um sie dieses Erlebnis wieder vergessen zu lassen. Mein erstes Abendessen alleine fand in der gemĂŒtlichen ruhigen Ecke des Lokals statt, weil der Kellner meinem winzigen Hund genĂŒgend Abstand zu allen anderen anbieten wollte. Es war fast unmöglich, die anderen FahrgĂ€ste des Vaporettos davon abzuhalten, Nano zu streicheln, damit sie den lauten Motor des voll besetzten Schiffes ertrĂ€gt. Genial war der Ratschlag eines Venezianers, gleich beim Park auszusteigen und mir die hundefreundlichen Ecken von Venedig anzusehen.

Erst spĂ€ter beim Shoppen auf der Promenade des Lidos habe ich es verstanden. Nur ich bezeichne meine Kleine als klĂ€ffenden Menschenfeind. FĂŒr die Italiener, insbesondere die Venezianer, ist sie ein ganz normaler Hund.

Ich werde wieder kommen. Danke!

© Aibiko 2023-03-02

Hashtags