verkehrte Ostern

Berta-Dickens

von Berta-Dickens

Story
Bayern 2025

Im Kalender musste ich dieses Jahr weit blättern, um die Osterwoche zu finden. Ziemlich zum Aprilende, da hatte ich die rot gefärbten Tage in meinem Abreißkalender gefunden.

Neugierig las ich die auf der Rückseite der Blätter aufgedruckten Sprüche und Weisheiten. Amüsiert las ich bei dem Ostersonntag den Spruch: Eines steht fest: Für einen Schokohasen ist man nie zu alt. Ich blätterte zurück und las dort: Wenn Eltern merken, dass sie beim Verstecken der Ostereier kreativer waren als beim Wiederfinden der Kinder. …

Oh ja, der Erfinder der Abreißkalender musste ein kluger Kopf sein. Dabei überlegte ich, ob es stimmt, dass die nicht verkauften Osterhasen wieder zum Hersteller zurückgehen und aus der eingeschmolzenen Schokolade die Produktion der Weihnachtsmänner beginnt. Und schmecken die Weihnachtsmänner aus Schokolade eigentlich anders als die Osterhasen? Das Auge isst ja bekanntlich mit. Ansonsten würde es ausreichen, wenn wir statt der in bunter Staniolfolie eingepackten Schokohohlkörper rechteckige Tafeln aus Schokolade mit einer VR-Brille zu diesen Festtagen verspeisen.

Nun denn dieses Jahr zu Ostern, weit fortgeschritten im Kalenderjahr, sind die Eier im Supermarkt rar geworden. Ich erkenne keinen plausiblen Grund, außer einer künstlichen Verknappung. Also ähnlich zu Beginn der Covidpandemie, als es plötzlich weniger Toilettenpapier gab. Es gibt überall auf der Welt immer Gewinner und Verlierer, leider. Ich habe kein Rezept für solche Situationen und kann das in unserer industrialisierten Welt nur mit einem Angstfaktor verbinden. Angst fördert Verknappung. Es entsteht ein Pull-Effekt, wo Verschwendung im Produktionsprozess vermieden wird und dieser sich auf die Verfügbarkeit niederschlägt. Aber zurück zu Ostern. Legen, nur weil Ostern ist, die Hühner weniger Eier? Eine verkehrte Welt, für meine Denke ist das verkehrte Ostern.

Allerorts wird das Osterfest gefeiert. Das Fest, wo nach Überlieferung Jesu Christi, nach seiner Kreuzigung am Karfreitag wieder auferstanden ist. Und wir sollten das höchste Fest der Christen ehren. Wenn wir unsere Kultur mit dem zugehörigen Glauben nicht gebührend huldigen, lösen wir uns irgendwann in der Gesellschaft auf.

Deswegen bin ich persönlich zur Beibehaltung der gesetzlich verankerten Feiertage und der örtlichen Bräuche. Auch wenn ich heuer keine Eier färbe, fühle ich mich wohlig angetan, wenn ich überall die Dekoration sehe, auch wenn es nicht mehr lange bis Weihnachten ist.



© Berta-Dickens 2025-04-18

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