von Margit Schinerl
ASDF JKLÖ. Eins zwei drei vier. Fünf Sex Sim Acht. Li-hi-ber-Franz. Noch-ei-nen-Tanz.
1978 bin ich in der dritten Klasse Hauptschule, angemeldet für das Freifach Maschinschreiben. ASDF, JKLÖ. Im einzigen Klassenzimmer mit Schreibmaschinen, mechanischen, der Unterricht für die Freiwilligen an einem Nachmittag. Wie Ungetüme wirkten die mechanischen Schreibmaschinen auf uns Jugendliche, ältere Kinder auf dem Weg zu neuen Lebenserfahrungen. An den oder die Lehrperson erinnere ich mich nicht, wohl aber daran, dass wir mit musikalischer Umrahmung auf das Taktgefühl eingestimmt wurden. Eins zwei drei vier – a-s-d-f. J-k-l-ö wird fünf sechs sim acht. Im nächsten Augenblick bin ich in der U-Bahn und beobachte junge Menschen, die mit beiden Daumen mit rasender Geschwindigkeit lange Textnachrichten verschicken. ASDF JKLÖ.
Ich und auch die anderen kannten das Lied nicht – selbst heute glaube ich, dieses Lied NUR aus dem Maschinschreib-Unterricht zu kennen. Esther und Abi Ofarim singen vom und über den lieben Franz.
ASDF, lie-hi-ber Franz.
Jot-ka-el-öööö – noch einen Tanz.
Komm lieber Franz noch einen Tanz, dann geh ich heim heim, zu meinem Mann, zu meinem armen alten Mann….
Schatz geh nach Haus, dein Mann der ist krank …
Brav tippten wir auf der mechanischen Schreibmaschine – leider weiß ich die Marke nicht mehr – eine A4 Seite lang asdfjklö. asdfjklö. Ich bezweifle, ob unsere Werke jemals kontrolliert wurden, vielleicht aber liege ich falsch.
Zwischendurch, in den 1990er Jahren …. ist asdfjklö salonfähig geworden und ich bin schon recht gut darin. Nützt es mir/uns auch beruflich sehr.
Dieses Lied ist äußerst selten zu hören. Ich aber erinnere mich daran, insbesondere wenn ich auf dem neuen Laptop die allerersten Fingerübungen probiere.
Wie sich Prioritäten im Laufe der Jahre ändern, auch auf diesem Gebiet. Dass es einmal wichtig war, das 10-Finger-System zu beherrschen und möglichst schnell möglichst fehlerfrei zu schreiben, mutet fast altertümlich an. Hier und jetzt hat eine SMS- oder Whatsapp-Nachricht vor allem sofort gelesen oder beantwortet zu werden, ungeachtet der Fehler, die darin enthalten sind. Der Faktor Zeit ist offenbar höchst wichtig.
Menschen, die heute noch handgeschriebene Briefe schreiben, sind rar geworden. Ansichtskarten vom weit entfernten Urlaubsdomizil zu verschicken, kommt möglicherweise gelegentlich noch vor. Da muss man ja nicht soviel schreiben, was wieder für den Zeitfaktor spricht. Dass man die Empfänger dieser bunten Postkarten in der Zwischenzeit schon telefonisch über die Urlaubsgegebenheiten informiert hat, ist eine andere Geschichte. Ist es doch wichtig, dass alle wissen, dass das Essen schmeckt und Schönwetter herrscht.
ASDF JKLÖ.
© Margit Schinerl 2022-12-09