Was bitte ist eine Pimpernuss?

Christine Amon

von Christine Amon

Story

„Oh weh! Ich glaube, jetzt habe ich etwas Falsches ausgerissen!“, ruft die Frau, die uns beim Jäten des Unkrauts im Forstgarten hilft. Das Jäten der Saatbeete ist immer eine heikle Angelegenheit, da die Gehölze im Keimlingsstadium oft schwierig zu erkennen sind.

Ich gehe hin und sehe mir die Bescherung an. „Staphylea pinnata“ steht da auf dem Schild und ich weiß schon, das sind die Pimpernüsse, mit denen mein Mann schon seit Jahren auf Kriegsfuß steht, weil er sie trotz aller Bemühungen nicht zum Auflaufen bewegen kann! Aber jetzt scheint er den Trick herausgefunden zu haben, weil da stehen (immer noch) vier kleine Pimpernüsse.

„Ah geh – das fällt ihm doch gar nicht auf“, sage ich zu der Frau. Und wir arbeiten unverdrossen weiter.

Doch da naht schon das Unheil in Gestalt meines Mannes. Zielstrebig geht er genau auf das Beet mit den Pimpernüssen zu. Da heult er auch schon auf: „Da waren doch gestern fünf Pimpernüsse! Und jetzt sind es nur mehr vier!“ Ich habe es befürchtet: Er hat sie jeden Tag gezählt. Auf die Idee, meinem Mann zu erzählen, dass die fünfte vielleicht von einer Schnecke verzehrt worden ist, bin ich leider nicht rechtzeitig gekommen.

Doch – was ist denn überhaupt eine Pimpernuss? Die Pimpernuss ist ein Strauch mit gefiederten Blättern wie sie etwa die Esche hat. In unserer Gegend ist sie nicht sehr häufig im Wald anzutreffen. Ich glaube, dass sie in freier Wildbahn überhaupt schon recht selten vorkommt. Als Faustregel kann man sagen, dass es dort, wo die Holunder häufig sind, keine Pimpernüsse gibt. Aber in Melk gibt es einen Standort mit „großen“ Pimpernüssen, von denen wir die Samen für unsere Pflanzen sammeln (mit Einverständnis des Grundbesitzers natürlich). Die Samen sind in blasigen Kapseln und wenn da der Wind dreinfährt, klappern sie. Früher sagte man dazu „pimpern“. Manche sagen auch überhaupt Klappernuss zu diesem Strauch.

Die kleinen braunen Nüsse sind in diesen pergamentartigen Blasen mit mehreren Kammern versteckt. Diese sollen geröstet wie Pistazien schmecken , was ich aber noch nicht probiert habe. Vielleicht sollte ich mir selber eine Pimpernuss pflanzen, denn am Acker stehen sie zwar im Mai in weißer Blüte, aber Früchte habe ich dort noch keine geerntet. Jene, die wir im Wald sammeln, sind für den Anbau bestimmt. Da geht es mir wie bei den Maroni, da muss ich mir selber welche kaufen zum Essen, mein Mann überlässt mir keine einzige. Er verwendet alle für den Anbau. Und eine Pimpernuss braucht wesentlich weniger Platz als ein Maronibaum, von denen braucht man ja sogar zwei, sonst fühlen sie sich einsam und liefern keine Esskastanien.

Früher hat man auch Rosenkränze gebastelt aus den Nüssen, aber das Rosenkranzbeten ist ja etwas in Vergessenheit geraten. Angeblich kann man auch einen Likör daraus bereiten. Und die Nüsse sollen auch so etwas wie ein natürliches Viagra sein. Einen Versuch wäre das zumindest wert.

Und – bei denen, wo wir eine Pflanze ausgerissen haben, sind noch ganz viele nachgekommen!

© Christine Amon 2019-11-15