Was macht a Nackerte im …?

Tom Schopper

von Tom Schopper

Story

„Da geht ja nix weiter!“, dachte ich mir bei meinen MoutainbikeTouren zumeist, wenn es bergab ging. Nach kurzer Überlegung beschloss ich den MotorradFührerschein zu machen. Ich war damals 34 Jahre alt und hatte keine Ahnung von meinem Schicksal als Pechvogel, der ich später einmal werden sollte. Logischerweise schaffte ich die Prüfung und war bald im Besitz einer nackerten 600er. Mehr brauchts nicht zum Spaßhaben.

Ich arbeitete damals in einer Druckerei in Wien 7, unweit der Redaktion des REITWAGENS, einer fortschrittlichen Zeitung über das richtige Umlegen eines Bikes, damit es keine Organe mehr zum Spenden gibt. Dort wollte ich nachfragen ob es FAHRSICHERHEITSKURSE gibt.

So betrat ich motiviert und klopfenden Herzens die Redaktion.

„Hallo!“, rief ich den Anwesenden entgegen

Der Chefredakteur Andy, sein Supertester der Furiose C, Claudia und Österreichs Topfahrer Heinz K.. Überraschenderweise wurde ich Ruhestörer herzlich willkommen geheißen. Mein Helm wurde bewundert und mein Herz schlug gegen die Schädeldecke, denn der große Heinz K. sprach mit mir. Kurz vor dem ohnmächtig werden, hörte ich die Frage „Wennscht mogscht kanscht ja bei da nächschten Perfektion mitmochan. Haaa?“.

So wurde ich zwei Wochen später, am Automotodrom Brno, munter. Zwei Freunde, die ich im TranceZustand mitgenommen hatte und ich, standen vor der Einfahrt ins Paddock, klappten die Visiere auf und sahen uns an. Ich war verwirrt, meine Kumpels hatten aber einen bösen Blick, weil sie ebenso wie ich realisiert hatten, dass hier richtig die Post abging. Der zu uns herüberdröhnende Motorenlärm wurde von der hellen Stimme Claudias übertönt: „Supa! Ihr seids wirklich gekommen! Fahrts da rechts an die vorletzte Box! Dort samma!“. Fort war das beklommene Gefühl der Furcht. Adrenalin und auch Testosteron wurde ausgeschüttet. Nein. Hier gab es kein zurück mehr … so landeten wir bei der Anmeldung, nahmen die Einführung im Verhalten auf der Rennstrecke still entgegen, unterschrieben den Haftungsausschluss (ich klickte mich beim Wort ‚Organspende‘ aus), und gingen zu den Bikes, um sie in der Boxengasse zur ersten Ausfahrt auf die Strecke zu positionieren. Ich bekam Angst.

Einleitend sollte ich noch erwähnen, dass ich bei Angst etwas vorlaut werde.

So landete ich mit 6 Matches im Gepäck, mit meiner Nackerten aus der Bärengeschichte, neben einem Rudel Rennbikes (siehe Bild). Nachdem die Strecke freigegeben wurde, ich in der Mitte des Feldes lag, die erste Rechts direkt vor uns, meine 6 neuen Freunde, weit vor mir, fast schon am rechten Knie … ich sehe den ersten rausrutschen, der nimmt auf seinem Weg ins Kiesbett meine restlichen 5 Kontrahenten gleich mit und als ich mit einem Schrei in meinem Helm „Des überleb i ned! Mi hauts raus!“, an der staubigen Wolke, am Kiesbett der 6 Patscherten, vorbeifahre denke ich mir „Hab ich das jetzt in echt gewonnen?“.

Seitdem hab ich die goldene REITWAGEN Karte und fürchte mich nicht, weil mich das Schicksal liebt.

© Tom Schopper 2019-04-12

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