Was, wenn Evas Apfel eine Birne war?

Karin Prassl

von Karin Prassl

Story

Eine rote. Pralle. Saftige. Eine zum Anbeißen. Und kein Apfel. Gut. Der wäre auch knackig. Hat aber mehr Widerstand beim Reinbeissen. Ist die Birne nicht verlockender? Eigentlich. Was, wenn das alles nur falsch interpretiert worden wäre? Hat sich da schon mal einer Gedanken darüber gemacht? Ein ganzes Buch wäre im Nachhinein falsch begonnen worden. Die Folgegeschichten auch. Da hätte nichts mehr gestimmt.

Der arme Adam. Eigentlich hätte der ja gar keine Chance gehabt. Sie nicht zu vernaschen. Die Birne, meine ich. Die ihm so süß präsentiert worden war. Von der Eva. Die sie ihm mit naivem Blick und Augenaufschlag dargereicht hat. Er wollte sicher nur einmal kosten. Nur einmal die Süße spüren. Ein einziges Mal den Geschmack der Frucht . Der verbotenen. In dem Gefühl baden. Welches es auslösen würde. Diesem wunderbaren. Mehr wollte er sicher nicht. Und die Eva, die wusste wahrscheinlich gar nicht, was sie da in Bewegung brachte. Hat wahrscheinlich selbst noch nie gekostet. Ist über die wunderbare Birne selbst nur zufällig gestoßen. Ob das wohl möglich wäre?

Und die Schlange. Was hätte die dazu gesagt? Zu dem Schauspiel mit der Birne. Ihr wäre das wahrscheinlich egal gewesen. Ob Apfel oder Birne. Hauptsache, das Endergebnis stimmt. Sie hätte sich in der Sonne geräkelt. Sich diese auf den Bauch scheinen lassen. Hauptsache, die Erkenntnis kommt. Wie, wäre ihr wahrscheinlich egal gewesen. Und so hätte sie abgewartet. Zugesehen, wie die Eva die Birne ganz von selbst am Baum entdeckte. Glaube ich mal. Sie hätte dann gar nicht groß mitspielen müssen. Die Schlange. In dem Stück. Das so weitreichende Folgen hatte.

Irgendwann hätte der Adam es wohl nicht mehr aushalten können. Die Lust an der Birne. Die so wunderschön in der Sonne blitzte. Ihn anschaut. Der Geruch. Fast ein bisschen aufdringlich. Penetrant? Nein. Dann die Reife der Frucht. Bereit für mehr. Die fast platzt. Dazu die fragenden Augen von der Eva. Die selbst an der Frucht riecht, als gäbe es nichts Schöneres auf Erden.

Und dann hat er seine Hände ausgestreckt.

Reingebissen. Sie vernascht. Mit Putz und Stingel. Die eine Hälfte er. Die andere Hälfte die Eva. Lecker war sie. Die Birne. Gut hat sie geschmeckt. Zwischen den groĂźen Blättern vom Baum – dem der Erkenntnis – hat die Schlange zugeschaut. Bei dem Spektakel. Dem Genuss. Der Birne. Die Schlange gähnte. SchĂĽttelte den Kopf.

So ein Trarara. Und alles wegen dieser Birne oder auch dem Apfel. Es weiĂź ja keiner so genau.

Hand in Hand sind sie dann weitergezogen. Mit roten Bäckchen auf den Wangen. Der Adam und die Eva. Haben neue Früchte gesucht. In dem Garten. Und die Schlange? Die konnte ab sofort ihren Lebensabend genießen. Stressfrei. Weil, für sie gab es vorerst ja nichts mehr zu tun.

Und die Moral aus der Geschicht´?

Verwechsle den Apfel mit der Birne nicht! Und wenn doch, fällt´s auch nicht ins Gewicht.

© Karin Prassl 2021-09-19

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