von Claudia Schwarz
…bist so groß und i nur a Zwerg.
Das ist meine Geschichte von 3 Begegnungen mit dem Schicksalsberg. Den ich jetzt, in dieser Coronazeit, gemeinsam mit allen seinen Bergbrüdern und -schwestern sehr vermisse…
1. Begegnung – viel früher – über_schätzt
2. Begegnung – bissl früher – geschafft – über_schritten und über_schätzt
3. Begegnung – jetzt – über Hammer, Amboss und Steigbügel
Groß und mächtig, schicksalsträchtig, so steht er da – der Berg.
Ich muss ungefähr 14 gewesen sein, fing gerade an Sport zu vergessen und dafür die Laster des Lebens zu entdecken. Und ich wollte mit meinem Papa den Watzmann überschreiten. Mit Übernachtung im Watzmannhaus, dann am nächsten Tag Hocheck, Mittelspitze, Südspitze – kann doch so schwer nicht sein. Soweit kam es nicht, soweit kamen wir nicht, denn bereits nach ca. 30 Minuten bergauf mussten wir aufgeben. Uns überholten Touristen mit Sandalen und ich schleppte mich mit hochrotem Kopf Schritt für Schritt weiter. Kann wohl doch so schwer sein. Chancenlos (zumindest ich, mein Papa hätte das sicher locker geschafft) kehrten wir um und überraschten meine Mama und meinen Bruder mit einer frühen Heimkehr (einen ganzen Tag früher als geplant, die haben Augen gemacht).
Ungefähr 10 Jahre später war es wieder soweit! Diesmal besser vorbereitet. Körperlich und mental fit – und los, auffi auf n Berg. Soweit so gut. Watzmannhaus, Übernachten, Hocheck (Poserfoto am Gipfel), Mittelspitze, Südspitze -yeah! Geschafft! Doch weit gefehlt! Geschafft ist es erst wenn man wieder unten ist. Und jeder der schon einmal die Überschreitung gemacht hat, weiß, dass das ein laaaaaaanger Weg und vieeeeeele Höhenmeter sind. Meine Energie war verbraucht, mein Ziel war ja „nur“ die Überschreitung gewesen… dass man da auch wieder runter muss… bei jedem Schritt im Schotter gewann die Schwerkraft und mein Hinterteil küsste den Boden. Wieder aufrappeln, nächster Schritt, und patsch. Dann wurde ich ruhig, blieb einfach sitzen und sagte: „Es ist mir egal, wenn ich hier sterbe, weitergehen tu ich jedenfalls nicht mehr“. Wäre ich tatsächlich sitzen geblieben, würde ich heut nicht diese Geschichte schreiben. Irgendwie kam ich doch da runter, auf meinen eigenen Beinen und neben dem „geschafft hat man es erst, wenn… “ hab ich gelernt „ich kann mehr schaffen, als ich manchmal glaube“.
Und jetzt, noch einmal gut 10 Jahre später , sitze ich, wie 1000nde andere Bergbegeistere zu Hause und träume. Träume von den Bergen, den Gipfeln, den Hängen, der genüsslichen Anstrengung, dem Gefühl der Freiheit, dem Perspektivenwechsel -von da oben schaut da unten alles ganz klein aus.
Und in meinen Ohren klingt das Lied vom Watzmann – Watzmann, Watzmann, Schicksalsberg…
Es zieht mich raus, es zieht mich rauf, doch ich hör auch auf die Politik, die mit Ambros Worten sagt: Bleibts liaba z’Haus!
Zumindest physisch, denn die Gedanken sind frei und da bin ich gerade auf meinem Weg hinauf, hinauf auf den Gipfel, hinein in die Nebelschwaden.
© Claudia Schwarz 2020-04-09