von Sanguine
In die FH Puch kommen 1 mal jährlich Lokalpolitiker für Diskussionsrunden mit den 150 Schülern Bundeslandweit, während sich vieles um uns ändert, bleiben manche Dinge doch irgendwie gleich. So erklären dort manche, dass sich die Sicht auf gewisse wirtschaftliche Fragen ändern, wenn man früh aufsteht und eigenes Geld verdient. Ok, nicht wenige der Schüler und Studenten dort, stehen vor 5 Uhr auf weil sie mit den Öffis Pendeln, manchmal über mehrere Gaue, oder sogar in angrenzende Bundesländer, weil es für ihren Zweig nicht überall Schulen gibt und nicht für alle gibt es einen Platz in einem Schülerheim. Zuerst 20 Minuten Fußweg, im Winter ungeräumt und weitestgehend nicht beleuchtet neben der Hauptstraße, für 10 Minuten Zugfahrt, dann 15 Minuten Wartezeit, nicht überdacht, dann 45 Minuten Zugfahrt, dann nochmal 5 Minuten Bus und 10 Minuten Gehzeit, dann kann man sich, wenn man weiß, dass der Unterricht um 08:00 Uhr anfängt, ausrechnen, wann man da so ungefähr aufstehen muss, wenn man sich vorher auch noch die Haare waschen will. Dann hast du bis 18 Uhr und musst erstmal wieder nach Hause kommen und weil der Bus am Land nicht mehr fährt wenn du aus der Stadt bist, gehst du dann statt 15 Minuten im Zug zu sitzen, 1h zu Fuß, außer du hast Glück und ein LKW Fahrer nimmt dich mit. Klar werden Teilkosten vom Land übernommen, die Öffis kannst du weitestgehend gratis benutzen, aber vielleicht hast du einen Selbstbehalt weil Privatschule, du brauchst auch immer wieder Materialkosten und in den Pausen musst du auch irgendwas Essen oder unternimmst etwas mit deinen Freunden. Dann kommen Selbstbehalte für Praktika dazu, die dann sehr wahrscheinlich Strecken beinhalten, für die dein Freifahrtschein nicht gilt. Das Geld muss irgendwo herkommen, und ja, manche bekommen Taschengeld, viele aber auch nicht. Ich weiß also nicht, ob das so eine Kluge Argumentation gegenüber diesen Schülern ist, wenn man keine akkurate Antwort auf deren sehr spezifischen Fragen hat. Natürlich kann man behaupten, diese hätten keine Ahnung, aber man kann auch behaupten, dass Frösche fliegen können. Ich durfte 3 mal in Folge bei dieser Debattenrunde dabei sein, und 3 mal kamen ähnliche, wenn nicht sogar genau dieselben Fragen, bezüglich konkreter Projekte, wie in etwa einer Sporthalle, die schon damals über einen Zeitraum von 5 Jahren immer wieder als Wahlversprechung angeteasert wurde. Die steht heute noch nicht und ich bin jetzt doch schon etwas länger aus der Schule. Es gab dort sicherlich auch konstruktive Gespräche und Kräfte, allerdings kam diese Berufung auf Alter und Stand nicht nur in organisatorischen Fragen die Geld kosten, sondern auch in sozialen und Ähnlichem. Irgendjemand meinte immer, er oder sie müsse die Jugend mit einer Zurechtweisung, nun ja, zurechtweisen. Ein Ja oder nein, egal wie konkret das Anliegen oder die Frage war, war nicht zu generieren. Es gab immer ein aber, das inhaltlich gar nicht begründet wurde. In der Migration fehlten einem die Lebensjahre, klar, es sind ja auch nicht Schüler und Studenten die unmittelbar mit der Migration konfrontiert werden. In Wirtschaftsfragen fehlte die Weitsicht, klar, es ist ja nicht so als wären diese Schüler die Wirtschaftsträger der kommenden Generation und die Weitsicht die würde automatisch kommen, sobald man tatsächlich Geld für seine Dienste bekommt, anstatt unentgeltlich 2-3000 Stunden zu arbeiten.
© Sanguine 2025-04-18