Wen wir lieben

Niemand hat sich jemals dazu entschieden, sich zu verlieben, als ob man eine Wahl hätte. Man verliebt sich immer versehentlich.

Aber in was für Menschen verlieben wir uns eigentlich? In welche, die uns ähneln? In die, die wie unsere Eltern sind? Existiert Liebe auf den Blick tatsächlich oder reizt uns nur die Vorstellung davon?

Verlieben wir uns erst in Aussehen oder Charakter oder in beides gleichermaßen? Sind wir an jemandem interessiert, der uns Sicherheit gibt oder an jemanden mit dem es nie langweilig wird? Schließen sich Abenteuer und Sicherheit in einer Beziehung aus?

Ich denke, es ist zugleich das schöne und schlimme am sich-verlieben, dass wir uns nicht dazu entscheiden, sondern es einfach tun. Schön, weil es nicht geplant wird und wir keine Ahnung haben, dass es passiert, bis es passiert. Schlecht, weil wir kein Mitspracherecht haben.

Wir verlieben uns selten in jemanden, den wir uns bewusst aus der Masse ausgesucht haben. Wir verlieben uns in so viele kleine und große Dinge und manchmal auch ohne jeglichen Grund. Jemand kann den scheinbar perfekten Menschen Daten und nichts über das Mögen hinaus fühlen. Und dann trifft man plötzlich zufällig jemanden wieder, der einen vor einem Jahr nach einem wundervollen Date sitzen gelassen hat und verliebt sich in der Sekunde, in der er den Arm um einen legt und verspricht, sich dieses Mal wirklich am nächsten Tag zu melden.

Wenn ich mir aussuchen könnte, in wen ich mich verliebe, hätte ich mir einige Jahre dramatischer Kennenlernphasen ersparen können. Ich hätte mir Schmerz, Tränen und Massen an Eis und Handtaschen erspart.

Sind wir von den ganzen Büchern und Filmen, die uns zeigen, dass sich der Badboy für die eine richtige Frau wirklich ändert, so verstrahlt, dass wir den emotional unerreichbaren Männern hinterherlaufen und dem netten Jungen von nebenan einen Korb nach dem anderen geben?

Aber was wäre übrig geblieben, wenn wir uns für die sichere Nummer entschieden hätten?

Ich für meinen Teil hätte nie gelernt was Liebe wirklich ist. Ja eventuell hätte ich mir viele Dinge schenken können, aber dann hätte ich auch die schönen Erfahrungen nie so schätzen können, wie ich es getan habe.

Ich bin der Ansicht, dass jeder Mensch eine Lektion für unser Leben ist. Ich glaube an Schicksal und daran, dass alles, was einem passiert, für einen bestimmt ist. Dass es mit jemandem nicht funktioniert, weil man etwas viel Besseres verdient hat. Jeder Mensch, der einem im Leben begegnet und jede unschöne Situation, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, machen und formen uns zu den Menschen, die wir irgendwann einmal werden oder vielleicht sogar schon sind. Ich denke, dass die Dinge, die uns passieren, einen Sinn haben, der sich uns früher oder auch später erklären wird und das nichts ohne einen Grund passiert. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es so scheint, als würde es das Universum darauf anlegen, von uns bemerkt zu werden.