von HelgaLombardi
bist Du im falschen Raum“ ist ein Zitat, das Konfuzius zugeschrieben wird. Als ich die Worte zum ersten Mal las, brauchte ich zwei Anläufe, um sie zu verstehen.
Zuerst dachte ich an den Professor an einer Universität. Er sollte im Rahmen seiner Vorlesungen der Klügste im Saal sein, denn er möchte den Studenten sein Fachwissen weitergeben, so wie es der Inhalt des Klausurplans vorsieht. Und mir wurde klar: Diese Konstellation war es eher nicht, die Konfuzius gemeint hatte.
Konfuzius war und ist ein Philosoph von Weltruhm, wenn man so sagen darf. Seine Weisheiten und deren Gehalt haben sich über die Jahrhunderte erhalten. Das vorgenannte Zitat und dessen Interpretation öffnet dem, der eingehend darüber nachdenkt, mehr als nur eine Tür. Aus der Sicht eines Philosophen, der die Welt zu begreifen versucht, dem Sinn des Lebens auf der Spur ist und der nach einem Mehr an Weisheit strebt, könnte man sein Zitat folgendermaßen verstehen:
Der Klügste in einem Raum kann per Definition nichts mehr dazulernen, also befindet er sich, was seine innere Berufung betrifft, im falschen Raum. Er sollte sich stattdessen auf die Suche nach klugen Köpfen machen, die ihn auf seiner Suche nach Wahrheit und Weisheit weiterbringen. Sich einen entsprechenden neuen Raum suchen und gestalten. Was uns weiterführt zu einem anderen Thema: Wie sieht es in unserem eigenen persönlichen Raum aus? Mit welchen Menschen umgeben wir uns?
Machiavelli werden folgende Worte zugeschrieben, sinngemäß, dass man die Qualität eines Herrschers an DEN Menschen ablesen könne, mit denen er sich umgibt. Jene, die er in seinen Raum lässt. Wenn der Herrscher von sich selbst glaubt, der Beste und Klügste zu sein, befindet er sich hoch wahrscheinlich im Ego-Modus. Und umgibt sich mit gehorsamen Hofschranzen. Den Interessen des Volkes wird dieses Konzept eher nicht zugutekommen, wie die Geschichte gezeigt hat.
Von JFK wird wiederum gesagt, dass er die klügsten Köpfe des Landes an seinem Kabinettstisch versammelt hatte, um von ihrer Expertise zu lernen und ihren Rat einzuholen. Um auf dieser Grundlage die bestmöglichen politischen Entscheidungen treffen zu können. Dieser Ansatz klingt auf den ersten Blick deutlich besser als das Konzept eines absolutistischen Herrschers.
Aber kommen wir zurück zu uns selbst und unserem Umfeld. Welche Ziele bestimmen unser Leben? Nach welchen Kriterien suchen wir unsere Freunde aus? Die engste Familie unterliegt nicht der eigenen Wahl, wie wir wissen. Aber darüber hinaus kann man seinen privaten Kreis durchaus bewusst auswählen. Qualität vor Quantität. Auch hier gilt: Wenn du dauerhaft der Klügste im Raum bist, bist du evtl. im falschen Raum und solltest dein Umfeld ab und an einem Update unterziehen. Gemeinsam mit Menschen, die dir wohlgesonnen sind, deiner Kreativität guttun und auf der gleichen Wellenlänge funken. Wirklich gute Gespräche finden nach meiner Erfahrung zu zweit und auf Augenhöhe statt. Im größeren Kreis herrscht am Ende oft Streit oder der kleinste gemeinsame Nenner.
Womit wir wieder am Anfang und bei Konfuzius wären …
© HelgaLombardi 2023-03-08