Wenn Freundschaften zerbrechen

Walter Tiefenbacher

von Walter Tiefenbacher

Story

Zwei Freunde fĂŒrs Leben dachte ich. Das dachte ich sehr lange. Und dennoch. Sie sind zerbrochen. Vor etwa drei Jahren. Die eine durch aktives Tun, die andere durch Unterlassung. Wir kannten uns von klein auf, waren alle drei schon im gleichen Kindergarten. Haben so einiges zusammen erlebt und durchgestanden. Sind auch immer zueinandergestanden, wenn es dem einen mal nicht so gut ging. Und dennoch. Seit drei Jahren haben wir keinen Kontakt mehr.

Die eine Freundschaft erlitt einen Riss, weil dieser Freund in einer Runde von ein paar gemeinsamen Kollegen etwas sehr persönlich mich betreffend preisgegeben hat. Er fand es lustig. Mich berĂŒhrte es zutiefst peinlich, etwas aus meinem Leben, das auch nur mich und meine damalige Frau anging. Das GelĂ€chter war mir sicher. Ich hielt es nicht mehr aus. Zahlte und ging. Dieses Ereignis hatte noch nicht den Bruch der Freundschaft zur Folge. Ein zwei Jahre spĂ€ter wieder. Auch im Kreise anderer Kollegen. Nicht jene von damals. Aber auch gemeinsame Kollegen. Ich dachte, das darf doch nicht wahr sein. WĂŒrde einen guten Freund niemals so vorfĂŒhren, in eine tiefe Verlegenheit bringen, mit etwas sehr Persönlichem. Dieses Mal reichte es mir. Stand auf und ging. Und kam nie mehr wieder. Eine Zeitlang spĂ€ter habe ich diesem Freund ein paar Zeilen geschrieben. Wie sehr enttĂ€uscht ich sei und er sich glĂŒcklich schĂ€tzen könne, dass in seiner Beziehung immer alles harmonisch und glatt verlaufen ist. Kein Wort der Entschuldigung. Habe dann einmal seine Frau getroffen. Die ich ĂŒbrigens immer sehr mochte und schĂ€tzte. Sie meinte, irgendwann mĂŒsse man vergessen können was war. Muss ich das wirklich?

Die andere Freundschaft. Dieser Freund hat sich nie ĂŒber mich mokiert. Wir haben ĂŒber viele Jahre miteinander Tennis gespielt, waren oft Skifahren, es gab auch gemeinsame Urlaube. Ich musste ihn allerdings immer mobilisieren. Sprich. Ich musste den Kontakt suchen. Ich musste mit ihm immer etwas ausmachen. Da kam umgekehrt kaum einmal etwas zurĂŒck. Ich störte mich in jĂŒngeren Jahren auch gar nicht daran. Bis vor drei Jahren. Da dachte ich mir. Warum immer ich. Ist die Pflege dieser Freundschaft meine alleinige Aufgabe? Zum Geburtstag hatten wir uns immer gegenseitig geschrieben. Und wenn ich mal fragte, gehen wir auf ein Bier. Er hatte immer Zeit. Und wir haben uns immer hervorragend unterhalten. Auf einmal hat er nicht mehr zum Geburtstag geschrieben. Und auf meine Anrufe oder SMS nicht mehr geantwortet. Warum? Das weiß ich nicht. Vielleicht ist diese Freundschaft gar nicht zerbrochen. Nur eingeschlafen. Was weiß ich.

Was ich zum Ausdruck bringen möchte. In unserem Leben können wir Freundschaften oder Beziehungen zerstören durch destruktives Tun und ignorantes Unterlassen. Mehr Toleranz, Empathie und Nachsicht wĂŒrde oft davor bewahren.

In meinem Leben gibt es nur mehr einen richtig guten Freund. Ein Mensch, der so etwas nie tun wĂŒrde. Hoffe ich.

© Walter Tiefenbacher 2020-12-03