von Franziska Mattes
1 Reden
Und immer wenn ich reden will,
bleibe ich dann dennoch still.
Denn niemand hört mir wirklich zu,
lasst mich damit doch in Ruh!
Der Tag ist wie
Watte in meinen Ohren,
fühlt sich an wie für Vieh
die Welt nachdem es ward geboren.
Alles so durcheinander,
laut und bunt und schräg
scheint’s zu sein.
Alle miteinander?
Wo ist der falsche, wo der richtige Weg?
Ich glaub, es ist doch jeder allein.
Und das Reden ist das Seil,
wie eine Brücke steht es zwischen uns:
Die Möglichkeit zu reden,
doch Brücken baut man nicht mit Eil.
Da steh ich nun und schweige,
starre auf das Wasser vor mir,
der Tag geht langsam zur Neige
und noch immer steh ich hier.
Reden ist wie Brücken
mit riesigen Lücken
über Gewässer mit Tücken.
Ist man zu schwer, zerfallen sie zu Stücken.
Ist man zu groß, muss man sich bücken.
Ist man zu klein,
fällt man vielleicht rein
in den reißenden Fluss,
der dich verschlingt mit tödlichem Kuss
und mit einem Stich.
Soll ich?
2 Pokertisch
Neues Spiel, neues Glück,
am Ende ist doch alles gleich.
Dieses Spiel ist echt verrückt,
zieh immer dieselben Runden durch meinen Teich.
Das Leben ist ein Pokertisch,
setzt du wenig oder viel?
Jeder will den fetten Fisch,
doch es ist kein leichtes Spiel.
Zockst du und riskierst du was?
Gewinnst oder verlierst du rasch?
Hat das alles denn einen Sinn?
Meist verlierst du mehr als die Summe des Gewinns.
Du kannst spielen wann du willst,
ob du all deine Zeit damit füllst.
Du wirst abhängig davon sein,
bis du merkst: Der Gewinn ist nur Schein.
Und dann sitzt du wieder da,
starrst auf die Leute, die da spiel‘n.
Weißt genau: es ist wahr,
niemand wird je den Gewinn erziel‘n.
Doch niemand hört auf dich,
jeder glaubt nur an sich.
Und ich denk: wo bleibt der Sinn
zu zocken ohne Chance auf den Gewinn?
© Franziska Mattes 2024-08-27