Heimat, deine Sterne

Story

„Heimat deine Sterne, sie strahlen mir auch am fernen Ort. Was sie sagen, deute ich ja so gerne als der Liebe zärtliches Losungswort…“

Dieses Lied zählte während des 2. Weltkrieges neben „Lili Marleen“ zu den beliebtesten Schlagern auf den deutschen Soldatensendern. Heute als rührselige Schnulze abgetan, war das Lied noch Jahre lang danach Hit in allen Radio-Wunschkonzerten. Es stammt aus dem Film „Quax, der Bruchpilot“, mit dem Heinz Rühmann 1941 der Durchbruch als Schauspieler gelang. Erich Knauf schrieb den Text, Werner Bochmann die Musik.

Erich Knauf, geboren am 21. Februar 1895 in Meerane (Sachsen), erlernte den Beruf des Schriftsetzers und träumte schon als Junge davon, Journalist zu werden. 1921 bekam er eine Stelle als Redakteur bei der Volkszeitung in Plauen. Dort kreuzten zwei weitere Erichs seinen Weg: der Zeichner Erich Ohser, dem er die ersten Veröffentlichungen ermöglichte und der mit seinen Bildgeschichten „Vater und Sohn“ unter dem Pseudonym e. o. plauen populär wurde, und der Schriftsteller Erich Kästner, der sich von Ohser seinen ersten Gedichtband „Herz auf Taille“ illustrieren ließ.

Knauf ging 1928 nach Berlin und wurde Cheflektor der Büchergilde Gutenberg. Er publizierte Romane des US-Schriftstellers Upton Sinclair und legte einen Schwerpunkt auf Bücher sowjetischer Literatur. Nach der Machtergreifung durch Hitler und Übernahme der Büchergilde durch die SA nahm Knauf seinen Hut und arbeitete als freier Schriftsteller.

Wegen einer staatsfeindlichen Opernkritik von „Carmen“ wurde er 1934 verhaftet, zehn Wochen ins KZ gesteckt und aus dem Reichsverband der Deutschen Presse ausgeschlossen. Knauf wechselte in die Werbung und betreute als Pressesprecher der Filmproduktionsgesellschaft Terra Film alle Filme von Heinz Rühmann. Der machte ihn mit dem Komponisten Werner Bochmann, ebenfalls einem gebürtigen Meeraner, bekannt.

Es entstand die gedeihliche Zusammenarbeit, die ihren größten Erfolg in dem Lied „Heimat, deine Sterne“ fand. Im Original wurde es von Wilhelm Strienz gesungen, später auch von Rudi Schuricke, Fred Bertelmann und Freddy Quinn. Der zweite große Wurf, der dem Duo Bochmann/Knauf gelang, war „Mit Musik geht alles besser“.

Das Schicksal führte Ohser und Knauf 1944 im ausgebombten Berlin wieder zusammen. Dass Knauf im Luftschutzkeller dem schwerhörigen Ohser politisch-unkorrekte Witze ins Ohr brüllte, wurde den beiden zum Verhängnis. Ihr Nachbar, Hauptmann Bruno Schultz, denunzierte sie. Die Freunde wurden verhaftet, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Vergeblich bemühten sich prominente Fürsprecher, allen voran Heinz Rühmann, um eine Begnadigung.

Während sich Ohser in der Nacht vor der Hauptverhandlung in der Zelle mit seinen Hosenträgern erhängte, wurde Knauf nach einem Schauprozess am 2. Mai 1944 in Brandenburg enthauptet. In “Kästner und der kleine Dienstag” (Regie: Wolfgang Murnberger) wurde ihnen ein filmisches Denkmal gesetzt.

© 2021-03-22

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