von Thomas Paar
Die erste Begegnung. Dieser fast schon magische Moment, wo um einen herum plötzlich die Zeit still zustehen scheint. Wo man nur noch Augen für sein gegenüber hat und noch im selben Augenblick weiß, das diese Person die Eine sein wird. So wird es uns von der Filmschmiede aus Hollywood überliefert. Doch nicht hier.
Die Partynacht war schon fortgeschritten, die Sinne dementsprechend leicht vernebelt. Wer jetzt auf einen romantischen Bilderbuchmoment hofft, den muss ich leider enttäuschen. Er näherte sich ihr, sie sahen sich beide in die Augen. Worte wurden keine, aber dafür bereits der erste Kuss gewechselt. Dann trennten sich die Wege der beiden auch schon wieder. Telefonnummern wurden keine ausgetauscht, auf Smalltalk wurde verzichtet. Die Chance, sich bewusst wiederzutreffen, sank auf ein Minimum. Dennoch war es der Beginn.
Am nächsten Morgen musste er über diese Sache vom Vorabend noch schmunzeln. Lange dauerte es aber nicht, bis er merkte, dass er sie doch gerne wiedersehen würde. Sie im Tageslicht betrachten zu können mit ihr zu reden und sie vielleicht ja auch kennenzulernen. Doch wie sollte er es anstellen? Er hatte keine Anhaltspunkte, wusste nicht wie er vorgehen könnte.
War Schicksal, Bestimmung, ein Zeichen des Universums? Was es war, spielte für ihn keine Rolle. Doch über ein paar Ecke gelang es ihm, sie wiederzusehen. Zwar wieder abends, aber das war ihm egal. Dieses Mal wollte er versuchen einen leichten Kontakt zu knüpfen um so vielleicht ihre Telefonnummer bekommen zu können. Was ihm letztendlich auch gelang.
Er begann stetigen Kontakt mit ihr zu halten. Dadurch lernten sie beide einander besser kennen. Sahen sich auch häufiger. Nicht nur abends und an den Wochenenden. Die Chemie stimmte auf Anhieb. Sie unternahmen die verschiedensten Sachen miteinander. Beinahe in rasantem Tempo entwickelte sich eine tolle Freundschaft. Doch gab es da diese kleinen verwirrenden Momente.
Die heimlich verstohlenen und eindeutig zu langen Blicke, wenn der andere einmal weg sah. Die knisternden Momente, wenn sie sich zur Begrüßung umarmten. Nicht zu vergessen die Millionen Funken die durch die Gegend sprühten, wenn sich ihre Hände unabsichtlich berührten, wenn sie einfach so durch die Stadt schlenderten.
Bei ihm kam die Einsicht früher. Er hatte sich verliebt. Doch war sie zu diesem Zeitpunkt noch in einer Beziehung und damit für ihn Tabu. Sie wehrte sich eine Zeit lang gegen die aufkeimenden Gefühle. Doch nach einigen Monaten konnte es auch sie nicht mehr leugnen. Sie beendete zwar die Beziehung, wollte sich aber nicht sofort in eine neue stürzen.
Lange war es ein Film reifes hin und her. Irgendwann wurde beiden aber klar, dass sie es sich nie verzeihen würden, wenn sie den offensichtlichen Gefühlen, die sie beide hatten, nicht freien Lauf lassen würden. Sie hätten es auf ewig bereut. Daher warfen sie alle Bedenken über Bord und gaben einander eine Chance.
So geschah es, das aus Freundschaft Liebe wurde.
© Thomas Paar 2022-09-29