Seit dem 1. August 2006 gilt eine neue Regelung der deutschen Rechtschreibung. Sie hat viel Verunsicherung gebracht. Mich irritiert bis heute, dass oft zwei Schreibweisen gültig sind. „Eine Zeitlang“ war ich sicher, dass nur diese Schreibweise korrekt ist, bis ich las, dass der Duden und das Österreichische Wörterbuch „eine Zeit lang“ präferieren. Wie viel schreibt man getrennt. Wievielmal wird zusammengeschrieben. Wer hat da noch den Durchblick?
Das Doppel-ss statt des scharfen -ß nach kurzen, betonten Vokalen habe ich schnell umgelernt, genauso wie die Konjunktion „dass“. Für „das“ als sächlicher Artikel bzw. Pronomen habe ich eine Eselsbrücke. Man kann in der Mundart stattdessen „des“ einsetzen, was in Nebensätzen, die mit „dass“ beginnen, nicht möglich ist. Übrigens: dem statt sollte der Genitiv folgen. Der Dativ wird nur umgangssprachlich toleriert, wie ich nachgelesen habe.
Der Schifffahrt und dem Rollladen hat man ihren „gestohlenen“ Konsonanten zurückgegeben, der Hoheit und dem Mittag wurde dieses Geschenk nicht gewährt. Der Stängel leitet sich von Stange ab, in der Gämse steckt die Gams, begründet die neue Rechtschreibung. Diese Wortverwandtschaft wurde auch bei Nummerierung und Platzierung berücksichtigt. Der Rauhaardackel besitzt nur mehr ein trügerisches -h. Es gehört dem Haar und nicht mehr der rauen Haarstruktur.
Aussuchen darf ich mir auch die Schreibweise von Albtraum, selbstständig oder aufwendig. Ich habe mich für selbständig und aufwändig entschieden. Der Alptraum bereitet mir immer noch einen Albtraum. Bei den Fremdwörtern ist mir die „Eindeutschung“ schnell gelungen. Die Majonäse und der Schofför sind nur zwei Beispiele von vielen. Alle Wörter, die sich von Foto und Telefon ableiten lassen, haben das -ph abgelegt. Die Fotosynthese oder das Mikrofon dürfen es wahlweise gebrauchen. Die persönlichen Fürwörter du, dir, dich, ihr und euch schreibt man klein, in Briefen kann man sie weiterhin großschreiben. Die höfliche Anrede „Sie“ lässt uns dagegen keine Option.
Wenn ein mehrteiliges Konstrukt mit einem Verb substantiviert wird, muss das 1. Wort großgeschrieben werden, jedes Hauptwort sowieso und das letzte Zeitwort auch. Das In-sich-Gehen vor derartigen Sätzen lohnt sich. Das Keinen-Fehler-machen-Wollen kann ich verstehen. Der Satz klingt etwas umständlich, ist aber rechtschreibtechnisch in Ordnung. Wenn es sich um lediglich zwei Wörter handelt, schreibe ich diese meist groß und zusammen, was zu meinem Zufriedensein führt.
Mit den Indefinitpronomen wie alle, beide, keine, etliche oder viele habe ich schon so manche Kämpfe ausgefochten. Fakt ist und bleibt, sie werden alle ausnahmslos kleingeschrieben.
„Du musst Pantoffeln tragen, damit du dir keine Stacheln in die Fußmuskeln trittst“. Diese Eselsbrücke habe ich mir ausgedacht, damit ich die 3 Ausnahmefälle der Pluralbildung bei maskulinen Nomen endend auf -el nicht vergesse. Der Stöpsel, der Löffel, der Knödel und alle anderen müssen in der Mehrzahl ohne -n auskommen. Manchmal ist es zum Verzweifeln, wenn man meint, die Regeln der deutschen Sprache zu beherrschen, und dann tanzen die Ausnahmen daher. Wie geht es euch damit?
© Gabriele_Krele-Art 2023-12-26